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Kolumbien |

Hunderttausende streiken für soziale Gerechtigkeit

Das südamerikanische Land erlebte einen zunächst friedlichen Protest gegen die Politik des konservativen Präsidenten Ivan Duque. Am Abend schlug die Stimmung in Gewalt um.

Lateinamerika Adveniat Kolumbien Bogotá Plaza de Bolívar

Der Plaza de Bolívar ist der zentrale Platz im historischen Zentrum Bogotás. Foto: Adveniat/Lichterbeck

Sollte Kolumbiens Präsident Ivan Duque am Donnerstag, 21. November 2019, die Botschaft von mehreren Hunderttausend Demonstranten im ganzen Land nicht gehört haben, dann kam sie ihm spätestens am Abend zu Ohren. Zehntausende Einwohner der Hauptstadt Bogotá verschafften sich ihrem Ärger über die sogenannten „Cacerolazos“ Luft, die in Lateinamerika übliche Form Protest auszudrücken: Mit dem Löffel auf Kochtöpfe schlagen. Der ohrenbetäubende Lärm hielt über eine Stunde an - in dieser Länge eher unüblich für die Millionenmetropole.
 
Der Tag hatte mit einem friedlichen, kreativen Protest begonnen. Aus nahezu allen kolumbianischen Städten wurde eine große Beteiligung am Generalstreik verkündet. Treibende Kraft waren wieder einmal die Studentinnen und Studenten. „Wir sind nicht links, wir sind nicht rechts, wir sind die von unten, die nach oben kommen“, stand auf einem Plakat. Zielscheibe der Kritik war Kolumbiens Präsident Iván Duque, dessen Arbeitsmarkt und Rentenreformpläne ebenso kritisiert wurden wie die Bildungspolitik und der fehlende Schutz von Menschenrechtlern und der indigenen Bevölkerung. „Wir sind hier, weil wir vom Präsidenten verlangen, dass er uns endlich zuhört“, sagte die Demonstrantin Rosario Rodriguez der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) in Bogotá. 

Ausschreitungen in Bogotá und Cali
 
Am späten Nachmittag kippte dann die Stimmung, gewaltbereite Randalierer versuchten auf dem zentralen Platz in Bogotá, der Plaza de Bolívar, in die umliegenden Regierungsgebäude zu gelangen und rissen Absperrungen nieder. Friedliche Studenten versuchten die vermummten Angreifer vergeblich mit einer Menschenkette daran zu hindern. Die Polizei setzte Tränengas ein, aus den Reihen der Demonstranten flogen Flaschen und Steine. Aus verschiedenen Stadtteilen wurden im weiteren Verlauf des Abends zum Teil schwere Ausschreitungen gegen die Infrastruktur wie das Bussystem Transmilenio gemeldet. Aus Cali berichteten lokale Medien, dass sich Bewohner von Wohnsiedlungen bewaffnet hätten, um sich in der Nacht gegen Randalierer zu werden, die versucht hätten, die Wohnblocks zu stürmen. In den sozialen Netzwerken tauchten Clips von verängstigten Bürgern auf, die sich hinter Mauern versteckten.

Präsident Duque verspricht Dialog

Kolumbiens Präsident Iván Duque meldete sich am Abend in einer TV-Ansprache an seine Landsleute. Er versicherte, er habe die Botschaft der friedlichen Proteste verstanden. „Heute haben die Kolumbianer gesprochen und wir hören zu“, sagte der Präsident. Zugleich kündigte er ein hartes Vorgehen gegen die Gewalttätigen unter den Demonstranten an. „Die Vorfälle nach den Protestmärschen von heute sind purer Vandalismus“, sagte Duque am Abend. „Wir werden keine Plünderungen, keine Anschläge auf privates Eigentum erlauben und die ganze Härte des Gesetzes anwenden.“ Die Randalierer hätten nicht den Geist der Proteste widergespiegelt. An die friedlichen Demonstranten gerichtet sagte Duque, es sei notwendig den Dialog zu vertiefen, die Sozialpolitik anzupassen und den Kampf gegen die Korruption zu verstärken.
 
Der linke Oppositionspolitiker Gustavo Petro empfahl via Twitter, nach den nächtlichen Mobilisierungen in den Stadtvierteln müsse es dort nun Vollversammlungen von Bürgern geben, um eine weitere Mobilisierung zu organisieren und vorzubereiten.

Amnesty will Videos auf Polizeigewalt überprüfen
 
Kritik am Vorgehen der Sicherheitskräfte übte Erika Guevara Rosas, Amerika-Direktorin von Amnesty International, am Abend auf Twitter: "Anstatt die traurigen Szenerien der gewalttätigen Unterdrückung zu wiederholen, die wir in den letzten Wochen in großen Teilen Lateinamerikas gesehen haben, muss die Regierung von Präsident Iván Duque das Recht, friedlich zu demonstrieren, garantieren.“ Sie kündigte an, Videos von möglicher Polizeigewalt zu überprüfen. Im Gegensatz zu anderen Ländern Lateinamerikas lagen für Kolumbien allerdings bis zum Abend keine Meldungen über Todesopfer vor.

Quelle: KNA, Autor: Tobias Käufer

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