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Uruguay |

Höhere Risiken für Tropenkrankheiten

Gefährdet sind vor allem die Slumbewohner, die unter prekären Hygienebedingungen auf engem Raum zusammenleben. Durchfall, Hepatitis A und Leptospirosen träten vermehrt dort auf, wo es häufig zu Überschwemmungen komme und Abfälle nicht richtig entsorgt würden, sagte die Leiterin der Abteilung für Umweltmedizin des Gesundheitsministeriums, Carmen Ciganda. Auch wenn diese Krankheiten nicht ursächlich auf den Klimawandel zurückzuführen seien, würden sie doch durch extreme Wetterbedingungen verschärft.

Die rund 570 Elendsviertel im Land, in denen rund 300.000 Menschen wohnen, sind zu einem großen Teil in den neunziger Jahren in flachen und damit besonders flutgefährdeten Gebieten entstanden. Neueren Studien zufolge liegen drei Viertel der Armensiedlungen außerhalb der Hauptstadt Montevideo und in dem angrenzenden Verwaltungsbezirk Canelones.

Ältere Menschen und Kinder sind die Hauptrisikogruppen. In der größten Kinderklinik des Landes, dem Pereira Rossell Hospital, nahm die Zahl der unter Atemwegserkrankungen leidenden Mädchen und Jungen zwischen 2003 und 2007 von 17,7 auf 23,3 Prozent zu. Die Fälle von Leptospirose, eine vornehmlich in der Leber lokalisierte Infektion, erhöhten sich zwischen 2006 und 2007 sprunghaft von 64 auf 106.

Ciganda sieht weitere Gefahren auf das kleine südamerikanische Land mit etwa 3,3 Millionen Einwohnern zukommen. "Wenn unser Klima noch tropischer wird, werden auch wieder mehr Fälle von Dengue‐ und Gelbfieber sowie Malaria auftreten", warnte sie.
In den vergangenen hundert Jahren ist die Durchschnittstemperatur in Uruguay um 0,8 Prozent gestiegen. Die Temperaturen im Frühjahr und im Sommer liegen deutlich höher als im 20. Jahrhundert. Zudem haben die Regenfälle in den letzten 50 Jahren an Häufigkeit und Intensität zugenommen.

Bislang sind in Uruguay erst einige isolierte Fälle von Dengue‐Fieber aufgetreten. In den Nachbarländern Argentinien, Brasilien und Paraguay hat sich die Krankheit jedoch mittlerweile zur Epidemie entwickelt. Auch Malaria und Gelbfieber, das 1857 fast die gesamte Bevölkerung Montevideos getötet hatte, konnten bisher im Zaum gehalten werden. Uruguayische Wissenschaftler schlugen allerdings bereits 1997 wieder Alarm, als sie entdeckten, dass die Überträgermücke von Dengue und Gelbfieber, ´Aedes aegypti´, nach etwa 40 Jahren wieder zurückgekehrt war. "Seit 2007 wird die Mückenart auch in der Hauptstadt entdeckt", sagte Daniel Soria, der Koordinator der Notfall‐Komitees in Montevideo.

Die längeren Sommer und der spätere Winterbeginn hätten dazu geführt, dass sich die Insekten stärker vermehrten. Die intensiveren Regenfälle erschwerten die Bekämpfung der daraus resultierenden Krankheiten, erklärte Soria. "Wenn in weniger als einer halben Stunde 50 bis 60 Milliliter Regen fallen, läuft die Kanalisation in Montevideo über. Die Leute in den Slums haben darunter am meisten zu leiden."

Wie der Experte berichtete, müssen viele Bewohner ihre Häuser verlassen, wenn die durch die Hauptstadt fließenden Flüsse Miguelete, Pantanoso und Carrasco über ihre Ufer treten. Zwischen 1997 und 2008, als die Regenfälle um 30 Prozent zunahmen, verloren fast 60.000 Menschen ihr Dach über dem Kopf. Insgesamt war mehr als eine halbe Million Einwohner in diesem Zeitraum von den Überflutungen betroffen. Offiziellen Studien zufolge droht sich die Lage weiter zu verschlimmern. Die bisher schwersten Überschwemmungen seit der Jahrhundertflut 1959 ereigneten sich im Mai 2007, als die Regenmenge den üblichen Jahresdurchschnitt um das Fünffache übertraf.

Die Regierung schuf damals ein nationales Notfallsystem, in dem mehrere Ministerien auf die Folgen des Klimawandels zu reagieren versuchen. In der Hauptstadt, in der rund 40 Prozent aller Uruguayer leben, überwachen zwei Krankenhäuser in den Wintern das Auftreten von Lungenentzündungen.

Andere Kliniken in den heißen nordwestlichen Departements Artigas, Salto und Paysandú führen das gesamte Jahr über Beobachtungen durch. Diese Gebiete sind laut Ciganda besonders gefährdet, weil sie nahe bei den Grenzen zu Argentinien und Brasilien liegen. Nach Ansicht von Vertretern der Gesundheitsbehörden haben die Maßnahmen immerhin bewirkt, dass in dem Land bislang keine schweren Epidemien ausgebrochen sind.

Autorin: Silvana Silveira (IPS-Weltblick), Deutsche Bearbeitung: Corina Kolbe

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