Handbuch für behindertengerechten Tourismus
Sieben von hundert Kolumbianern leben mit einer körperlichen oder psychischen Einschränkung. Wie kann ihnen das Reisen erleichtert werden?
Kolumbiens Tourismus verzeichnete 2018 einen Rekord: Aus dem Ausland kamen 4,2 Millionen Gäste. Kolumbianern mit Behinderung, die ihr eigenes Land bereisen wollen, soll dies künftig erleichtert werden. Ein jetzt erschienenes Handbuch zeigt, wo es anzusetzen gilt, um barrierefreies Reisen zu ermöglichen.
Menschen, die ohne Behinderung leben, fällt es nicht leicht, sich vorzustellen, auf welche Probleme Reisende stoßen, die nicht laufen, sehen, hören oder sprechen können. Einer Studie zufolge haben fast 70 Prozent der Anbieter von touristischen Dienstleistungen in Kolumbien keine inklusiven Produkte in ihrem Programm. Von der Weltbevölkerung von gut 7,5 Milliarden Menschen haben über eine Milliarde Menschen eine Behinderung irgendeiner Art. Der Tourismussektor allerdings richtet seine Angebote bislang nicht entsprechend aus.
Alle Menschen sollen bequem reisen können
Nun wurde in Kolumbien ein Handbuch für den Tourismus für Menschen mit Behinderung vorgestellt, unter anderem vom zuständigen Ministerio de Comercio, Industria y Turismo (Mincit) und dem Fondo Nacional de Turismo (Fontur). Das Umfeld habe sich an die Menschen mit Behinderung bei Planung und Technik anzupassen, damit alle Menschen autonom, bequem und sicher reisen könnten. Auch müsse auf die Bedürfnisse schwangerer Frauen Rücksicht genommen werden.
Dem Handbuch zufolge kommt inklusiver Tourismus auch Kolumbiens Wirtschaft zugute. Das Land will in diesem Bereich zu einem der führenden Länder in Lateinamerika werden, ob bei behindertengerechten Stränden, Transportmitteln oder Restaurants. An der Erstellung des kostenlos erhältlichen Handbuchs, die sechs Monate dauerte, wirkten über 150 Personen mit. Es gibt auch eine Fassung in Braille-Schrift. Befragungen zufolge reisen Menschen mit Behinderung bevorzugt mit einer Begleitperson und in der Nebensaison. In einem nächsten Schritt wird das Tourismuspersonal geschult. In 14 Städten Kolumbiens hat dies bereits begonnen. Auch ausländische Gäste mit Behinderung sollen künftig einen neuen Komfort finden. (bs)