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Mexiko |

Femizid an Ingrid Escamilla: Blütenpracht statt Niedertracht

Blumen statt Blut: Die mexikanische Netz-Gemeinde protestiert mit malerischen Bildern gegen schockierende Fotos einer ermordeten Frau. Digitaler Aufschrei aus einem Land, in dem die Zahl der Femizide zunimmt.

Blumen Lateinamerika

Blumen für #IngridEscamilla. Foto: Adveniat/Rolf Bauerdick

Es ist ein Shitstorm voller Zorn, aber auch voller Zuneigung. Er gilt der Mexikanerin Ingrid Escamilla. Die 25-Jährige wurde von ihrem Lebenspartner am 9. Februar erstochen und danach zerstückelt. Die Bilder der entstellten Leiche wurden von einigen mexikanischen Medien veröffentlicht. Der sensationslüsternde Umgang mit dem grausamen Frauenmord rief in der mexikanischen Öffentlichkeit einen Sturm der Entrüstung hervor. Und eine unerwartete Reaktion, die aufgrund ihrer Kreativität, ihrer Kritik und ihrer Menschlichkeit große Wirkung in den sozialen Medien entfachte.

Unter dem Hashtag #IngridEscamilla posteten User aus aller Welt farbenfrohe Fotos von Blumen, Schmetterlingen, Sonnenuntergängen, Sternen und Palmenstränden. "Männer!!! Schließt Euch dieser Aktion an, auf dass der Körper von Ingrid Escamilla respektiert wird", schreibt der User Fernandito.

"Unfassbar traurig"

"Es geht darum, den Bildern zerstückelter Leichen etwas entgegenzusetzen", meint die argentinische Feministin María Florencia Alcaraz. "Wir brauchen mehr Feminismus gegen diese Pädagogik der Grausamkeit." Die Künstlerin Sofia Tello Moscarella erwies Ingrid Escamilla die letzte Ehre mit einem Porträt. "Ich habe diese Skizze angefertigt, weil wir uns so an sie erinnern sollen", schreibt sie. "Niemand sollte so in Erinnerung bleiben, wie es ihr in den Fotos widerfahren ist. Der Mord an Ingrid Escamilla macht mich unfassbar traurig". Und sie kündigt an: "Auf unserer Welle des Zorns werden wir Blumen wachsen lassen. Ruhe in Frieden Ingrid, denn wir werden sie nicht in Ruhe lassen."

"Wir werden sie nicht in Ruhe lassen" - damit meint die Künstlerin nicht nur die Täter. Der Protest in den sozialen Medien richtet sich auch gegen mexikanische Zeitungen, die die blutigen Bilder veröffentlichten, und mexikanische Politiker, die bei der Bekämpfung der steigenden Anzahl von Frauenmorden zurückhaltend agieren.

Gewalt gegen Frauen nimmt zu

Nach Angaben der mexikanischen Staatsanwaltschaft hat die Zahl der Frauenmorde in den vergangenen fünf Jahren um 137 Prozent zugenommen. 2019 wurden 976 Femizide registriert. Nur drei Prozent der Fälle landen vor Gericht. Medien berichten von durchschnittlich zehn Frauenmorden pro Tag im Land.

Die mexikanische Tageszeitung "La Prensa", die Fotos der zerstückelten Leiche des Opfers veröffentlichte, rechtfertigte sich in einem Editorial für die Entscheidung. "Wir machen Themen wie Feminizide sichtbar, die vorher nicht abgedeckt wurden", heißt es dort. Einen Tag zuvor hatte sich Redaktionsdirektor Luis Jesús Carilles mit einer Gruppe von Aktivistinnen getroffen, die vor dem Zeitungsgebäude in Mexiko-City demonstrierten und eine Entschuldigung forderten, weil durch die Veröffentlichung der Fotos "die Angehörigen und das Opfer verletzt worden sind." Einsicht sieht anders aus.

Auch die Kritik an der Regierung des linksliberalen Präsidenten Andrés Manuel López Obrador, kurz AMLO, wächst. Feministinnen klagen, die Bekämpfung der Frauenmorde komme nicht voran. Präsident López Obrador sieht dies anders. Er erklärte gegenüber der Presse, das Thema "Frauenmorde” würde von Kritikern seiner Regierung "manipuliert".

"Himmel und Erde sollen funkeln"

Kein Zweifel: Der Mord an der 25-jährigen Mexikanerin hat das Land erschüttert. "Wir konnten deinen Tod nicht verhindern. Aber wir verknüpfen schöne Bilder mit deinem Namen, damit sich der Horror im Meer einer feministischen Strömung auflöst", schreibt eine Userin. Ein anderer Tweet bringt die Gefühlslage der mexikanischen Twitter-Community auf den Punkt: "Wenn sie nach Deinen Bildern suchen, sollen Himmel und Meer glitzern und funkeln. Ruhe in Frieden".

Quelle: Deutsche Welle, Autorin: Astrid Prange

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