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Erste vertikale Farm Lateinamerikas

Eine vertikale Farm: Auf mehreren Ebenen werden Salate in einer kontrollierten Umwelt angebaut ("controlled enviroment agriculture"). Foto: Urban Ag News/Twitter
Eine vertikale Farm: Auf mehreren Ebenen werden Salate in einer kontrollierten Umwelt angebaut ("controlled enviroment agriculture"). Foto: Urban Ag News/Twitter

Das Wasser, das Kalzium, Phosphor, Magnesium und Vitamine enthält, muss beständig bei 21 Grad Celsius gehalten werden, damit die Pflanzen optimal gedeihen können. Die Methode wurde von der Firma 'Urban Farms' in Río Hato, etwa 125 nördlich von Panama-Stadt entfernt, entwickelt. Bei der so genannten 'Controlled Environment Agriculture' wird größtenteils mit Hilfe von Hydrokultur Nahrung produziert.

"Der Klimawandel beeinträchtigt die Agrarproduktion", sagt David Proenza, der Gründer von 'Urban Farms'. "Deshalb wollten wir sehen, welche Veränderungen mit Hilfe der Technologie herbeigeführt werden können." Im Jahr 2010 erfuhr er von Experimenten mit vertikaler Landwirtschaft in Asien und nahm Kontakt zu Wissenschaftlern und Vertretern der Privatwirtschaft in Japan auf. Die neue Technik brachte er nach Panama mit.

Vorher hatte Proenza auf konventionelle Weise Wassermelonen und andere Agrarprodukte angebaut. "Die Bauern haben nun alles unter Kontrolle, von der Aussaat bis zur Ernte", berichtet er über den vertikalen Anbau, der auf mehreren übereinander gelagerten Ebenen erfolgt. "Die Idee ist, in der Region zu produzieren und zu konsumieren."

Drei Wochen bis Auslieferung

Proenza schloss sich mit zwei Partnern zusammen und wird von externen Experten beraten. Für ihn arbeiten zwei Vollzeitkräfte und zwei Mitarbeiter mit Zeitverträgen. Auf seinem vier Hektar großen Gelände stellte er 60 Hydrokulturschalen auf, in denen er jeweils bis zu 36 Pflanzen züchten kann. Nach drei Tagen werden die Samen aus den Keimschalen in die Zuchtschalen umgepflanzt. Drei Wochen später kann der Salat gepflückt und für die Auslieferung an Supermärkte verpackt werden.

Auf der vertikalen Farm werden jeden Monat etwa 2.000 Köpfe fünf verschiedener Salatsorten geerntet. Sie werden ohne Pestizide oder Konservierungsstoffe auf kleiner Fläche gezüchtet. Ein von Smartphones aus gesteuertes Computerprogramm reguliert Raum- und Wassertemperatur, Beleuchtung und Bewässerung.

Buntes Licht für Wachstum

Die Leuchten, die pro Stück 120 US-Dollar kosten und 18 Stunden täglich angeschaltet sind, produzieren rotes, gelbes oder blaues Licht, das jeweils eine spezifische Wirkung auf das Wachstum der Pflanzen hat. In den Schalen befinden sich je nach Größe zwischen 25 und hundert Litern Wasser.

Das zentralamerikanische Land Panama mit etwa vier Millionen Einwohnern ist äußerst anfällig für die Folgen des Klimawandels. Heftige Stürme, Überschwemmungen, Erdrutsche und Dürren kommen dort häufig vor. Der Unterschied zwischen Trocken- und Regenzeit ist mittlerweile weniger deutlich zu spüren als früher. Río Hato liegt im so genannten 'Arco seco' (im trockenen Bogen), einem wichtigen Agrargebiet, in dem Nahrungsmittel für den Inlandskonsum und den Export produziert werden.

Klimaveränderungen beeinträchtigen Agrarsektor

In Panama werden vor allem Mais, Reis, Bohnen, Melonen, Wassermelonen, Orangen, Bananen und Kaffee angebaut. Viehzucht ist ein weiterer wichtiger Wirtschaftsmotor. Insgesamt trägt der Agrarsektor zu etwa vier Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei.

Offiziellen Statistiken zufolge sind die Erträge mit Ausnahme der Maisernten in den Jahren 2014 und 2015 allerdings zurückgegangen. Experten führen diese Entwicklung auf den Klimawandel zurück.

Laut dem 2010 von der UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und Karibik (CEPAL) und anderen internationalen Organisationen veröffentlichten Bericht 'Panama: Effects of Climate Change on Agriculture' werden die Auswirkungen der Klimaveränderungen auf den Agrarsektor dazu führen, dass das BIP des Landes bis zum Jahr 2050 zwischen vier und sieben Prozent sinken wird.

Vertikale Landwirtschaft als Alternative

Gustavo Ramírez, der an der Autonomen Universität von Mexiko lehrt, sieht vertikale Landwirtschaft in Lateinamerika als praktikable Alternative. Er vermisst allerdings eine ausreichende staatliche Förderung.

"Dank dieses Systems kann Platz besser ausgenutzt werden", sagt er. "In Stadtgebieten gibt es leerstehende Gebäude, die dazu genutzt werden könnten. In ländlichen Zonen steht noch mehr Platz zur Verfügung."

In Río Hato züchtet Proenza, der mehr als 70.000 Dollar in die Farm investiert hat, mit Erfolg Erdbeeren, Gurken, Chilischoten, Honig- und Wassermelonen. In den USA, Japan, Südkorea und Taiwan liegt vertikale Landwirtschaft längst voll im Trend. Ein Verband für vertikale Landwirtschaft unterhält inzwischen Büros in China, Indien, Kanada und in mehreren europäischen Staaten.

Internationaler Trend

Die neue Anbaumethode ist eine Alternative für Städte auf der ganzen Welt und für verarmte ländliche Regionen, in denen Menschen noch immer hungern müssen. In Metropolen wie Buenos Aires, Mexiko-Stadt und Santiago de Chile sind Dachgärten, auf denen die Bevölkerung ihr eigenes Obst und Gemüse anpflanzt, mittlerweile ein gewohntes Bild.

Um den Informationsaustausch zu fördern, hat Proenza eine Stiftung zur Entwicklung von 'Controlled Environment Agriculture' gegründet, die im vergangenen Mai in Panama einen internationalen Kongress organisierte. Mehr als 350 Wissenschaftler und Landwirte nahmen daran teil. Die nächste Tagung ist für 2017 geplant.

Überwiegend Vorteile, "minimale" Nachteile

"Bauern verdienen drei Mal so viel wie in ländlichen Gebieten", sagt Proenza. "Vertikale Farmen sind 30 Mal kostengünstiger als der traditionelle Anbau und 15 Prozent billiger als Gewächshäuser." Die Risiken stuft der Unternehmer als "minimal" ein.

Mit seiner Initiative gewann Proenza im vergangenen Jahr den zweiten Nationalen Preis für Wirtschaftsinnovation, der vom Nationalen Sekretariat für Wissenschaft und Technik gestiftet wurde. Er will nun seine vertikale Farm um 400 Quadratmeter vergrößern, um zusätzlich Petersilie, Basilikum, Koriander und weitere Erdbeersorten anzubauen.

Quelle: IPS, Autor: Emilio Godoy, Deutsche Bearbeitung: Katharina Federer

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