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Kolumbien |

Eine Frau für Kolumbiens Zukunft

Weniger Extremismus wagen. Bogotás neue Bürgermeisterin Claudia López verspricht einen dritten, einen pragmatischen Weg. Abseits von rechtem und linkem Lagerdenken. Und trifft damit den Zeitgeist. Ein Kommentar von Tobias Käufer

Neuer politischer Stil: Claudia Lopez im Dialog mit Jugendlichen. Foto: Tobias Käufer

In Südamerika brennt es: Massenproteste in Chile, Ecuador und Bolivien. Linke Despoten und rechte Populisten, die sich um demokratische Grundrechte und den Klimawandel nicht scheren, bestimmen die Schlagzeilen. Das Bild, das in diesen Zeiten aus Lateinamerika nach Europa hinüberschwappt, ist erschreckend. Inmitten dieser unruhigen Zeiten hat die Grünen-Politikerin Claudia López die Bürgermeisterwahlen in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá gewonnen, einer der größten Metropolen Lateinamerikas. Sie steigt damit – nicht formal, aber realpolitisch - zur zweitmächtigsten Frau im Staate auf. Hinter dem konservativen Präsidenten Iván Duque, der den Geist der neuen Zeit schon zu spüren bekommt. Und de facto ist sie damit auch eine potenzielle künftige Präsidentschaftskandidatin.

Mehr Pragmatismus wagen

Mit López Sieg geht Trend weg von der Vergangenheit, die geprägt ist von der Gewalt des Drogen- und Bürgerkrieges. Zu Wahl standen: Carlos Fernando Galan (42), Sohn des 1989 im Auftrag von Drogenboss Pablo Escobar ermordeten populären Präsidentschaftskandidaten Luis Carlos Galan. Miguel Uribe Turbay, Sohn der ebenfalls von der Drogenmafia 1991 ermordeten Journalistin und Präsidententochter Diana Turbay, deren Schicksal Literaturnobelpreisträger Gabriel Garcia Marquez im berühmten Roman "Nachricht einer Entführung" dokumentierte. Und Hollman Morris, Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises, gegen den allerdings mehrere Frauen schwere Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs erhoben und der eng mit dem links-populistischen Ex-Guerillero und Präsidentschaftskandidaten Gustavo Petro verbandelt ist.

Die grüne Politikerin steht dagegen für die politische Zukunft. Sie lässt sich nicht hineinpressen in das alte Denken linker Guerillaromantik, die immer noch an die Weltrevolution glaubt oder das neoliberale Gedankengut rechter Kreise, die fest im 20. Jahrhundert verankert sind. López steht für einen Pragmatismus. Deshalb ist sie besonders bei Jungwählern populär und beschreitet damit einen dritten Weg, der diese Region aus dem ideologischen Lagerwahlkampf der Maduros und Bolsonaros befreien könnte. Aus einem Kampf zweier überholter Systeme alter Prägung. Dass sie offen lesbisch lebt, interessiert vor allem die internationalen Medien. Den Menschen in Bogotá ist das egal, sie haben López nicht wegen ihrer sexuellen Orientierung gewählt, sondern weil sie glauben, dass ihre riesige Stadt einen anderen Politikansatz braucht.

Grüne Welle in den Großstädten

Mit rund 35 Prozent der Stimmen gelang López ein Paukenschlag. Dass sie sich den Zorn des links-populistischen Oppositionsführers Gustavo Petro zugezogen hat, half ihr im Wahlkampf sich als Frau der politischen Mitte zu positionieren. Petro, der bei den letzten Präsidentschaftswahlen in Kolumbien Iván Duque unterlag, spürt, dass sein links-populistisches Projekt von der grünen Welle an den Rand gedrängt werden könnte. López Themen sind auf die Zukunft ausgerichtet: Bildungspolitik, Verkehrswende sind Renner bei der Jugend aus den Großstädten. In Cúcuta, jener Grenzstadt, die besonders vom Massenexodus aus Venezuela betroffen ist, gewann mit dem Ingenieur und Universitätsdozent Jairo Yanez ebenfalls ein grüner Kandidat. Er schlug die etablierten Kräfte trotz eines Mini-Etats und mit pragmatischen Lösungsvorschlägen zur Unternehmensansiedlung. Es beginnen neue Zeiten in Kolumbien.

Autor: Tobias Käufer 

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