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Mexiko, USA |

Ein Foto, zwei Tote, das ganze Drama der Migration

Ein Vater und seine Tochter aus El Salvador ertrinken im Grenzfluss zu den USA. Sie stehen für Hunderte Tote jedes Jahr.

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Grenzfluss Rio Bravo. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

Zwei leblose Körper, noch im Tod fest verbunden. Vater und Tochter, ertrunken im Río Bravo. Valeria, kaum zwei Jahre, den Arm noch immer um den Hals des Vaters gelegt. Óscar Martínez, 25, hatte seine Tochter unter sein T-Shirt geschoben, damit die Strömung des Grenzflusses die beiden nicht auseinanderrisse. Nun liegen sie da im seichten Ufer, die Gesichter im Wasser. Nur wenige Meter von ihrem Ziel entfernt. Den Wunsch nach einem besseren Leben in den USA haben die beiden Menschen aus El Salvador mit ihrem Leben bezahlt. So wie Hunderte andere auch jedes Jahr. 
 
Das Foto zeigt auf bittere Weise das ganze Drama der Migration an der Grenze zwischen den USA und Mexiko. Aufgenommen hat es Julia Le Duc, Polizeireporterin aus der mexikanischen Grenzstadt Matamoros. Sie hat in ihrem Job schon viel Tod und Leid gesehen. Aber die beiden am Montag, 22. Juni 2019, gefundenen Toten aus El Salvador hätten sie noch mal wieder ganz neu geerdet, sagt Le Duc. Zurück bleibt Tania, die Mutter und Witwe, gerade 21 Jahre alt. Als sie sah, was mit ihrem Mann und ihrem Kind geschah, habe sie so laut geschrien, wie man halt schreit, wenn einem das Herz vor Schmerz fast zerspringt. Aber die Hilfe kam zu spät, der tückische Fluss hatte Valeria und Óscar schon verschluckt. 

Tückische Unterströmungen
 
Die Familie Martínez war vor fast zwei Monaten im fernen El Salvador aufgebrochen und seit einiger Zeit in Matamoros, der mexikanischen Grenzstadt, die fast überquillt vor Migranten, die „rüber machen“ oder einen Asylantrag stellen wollen. Die Martínez’ dachten, wenn sie es schwimmend auf die andere Seite schafften, bekämen sie vielleicht Asyl. Ein fataler Irrglaube. Der Vater, so erzählt es seine Frau, habe erst die Tochter nach Brownsville bringen und dann zurückschwimmen wollen, um Tania zu holen. Aber die ein Jahr und elf Monate alte Tochter warf sich wieder in den Fluss, um dem Vater zu folgen. Dann erwischte die beiden eine Strömung. Und die Mutter musste das alles mit ansehen. Das alles passierte am Sonntag. Gefunden wurden Óscar und Valeria erst am Montag, im seichten Flusswasser, 500 Meter von dort entfernt, wo die Strömung sie mit sich gerissen hatte. 

Flucht vor Gewalt und Armut
 
So viele Menschen wie nie zuvor versuchen derzeit, durch Mexiko in die USA zu gelangen. Sie suchen ein neues, ein besseres Leben. Es sind vor allem Menschen aus Guatemala, El Salvador und Honduras, wo es kaum Perspektiven und Arbeit gibt, wo der Staat gar nicht oder schlecht funktioniert, wo Jugendbanden die Menschen terrorisieren und schon Kinder zwangsrekrutieren. All das wollten Tania und Óscar Martínez ihrer Tochter Valeria ersparen. Sie wollten ihr in den USA ein besseres Leben bieten. Jedes Jahr sind es bis zu 400.000 Zentralamerikaner die ihre Heimat verlassen und durch Mexiko Richtung USA wandern. Dieses Jahr kommen noch Zehntausende andere hinzu: Kubaner, Haitianer, Asiaten und Afrikaner. Mexiko kapituliert vor diesem Ansturm und will ihn nun mit Soldaten stoppen. Die USA drohen und deportieren. Allein im Mai wurden an der US-Südgrenze 144.000 Einwanderer aufgegriffen, unter ihnen 57.000 Minderjährige - es war die höchste Zahl seit 13 Jahren.
 
Schon immer sind die Migranten auf der Flucht Todesgefahren ausgesetzt. Sie fallen entkräftet von den Güterzügen, die sie im Süden Mexikos erklimmen. Andere werden Opfer des Organisierten Verbrechens, das sie zwangsrekrutiert, beraubt oder ermordet; Frauen werden vergewaltigt. Wer es dann bis an die Grenze schafft, verdurstet oft kurz vor dem gelobten Land in der Wüste. Oder ertrinkt im Río Bravo.

 

Adveniat: Humanitäre Hilfe zuerst
"Humanitäre Hilfe müsste über den wirtschaftlichen Interessen stehen", fordert Monika Lauer Perez vom Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat im Interview mit dem Domradio zum Thema Migration und Militarisierung der Grenzen.

Autor: Klaus Ehringfeld

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