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Costa Rica |

Ein evangelikaler Präsident? - Der rasante Aufstieg Alvarados

Präsidentschaftswahlen in Costa Rica gehören nicht gerade zu den Urnengängen, die weltweit für Aufsehen sorgen.

Die "mittelamerikanische Schweiz" gehört seit Jahren zu den stabilsten und vergleichsweise wohlhabendsten Demokratien der Region. Und doch könnte von der Wahl am Sonntag ein Signal ausgehen, das in die lateinamerikanische Geschichte eingeht. Denn mit Fabricio Alvarado führt ein evangelikaler Prediger die Umfragen an. Zwar weisen alle Erhebungen auf die Notwendigkeit eines zweiten Wahlganges hin, doch Alvarados Aufstieg ist schon jetzt bemerkenswert.

Der 43-Jährige ist Kandidat der konservativen "Partido Restauracion Nacional" ("Partei der Nationalen Erneuerung", PRN) und legt seit Mitte Januar in den Umfragen kontinuierlich zu. Grund ist vor allem eine Entscheidung des Interamerikanischen Menschenrechtsgerichtshofs der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), die einen Wendepunkt im Wahlkampf darstellte. Der Richterspruch bedeutete eine Stärkung von gleichgeschlechtlichen Ehen, denen die gleichen Rechte wie heterosexuellen Paaren zustehen sollten. Bislang sind "Homo-Ehen" in Costa Rica nicht anerkannt. Die Mehrheit der Costa-Ricaner lehnt sie ab: "Die Ehe gibt es nur zwischen Mann und Frau. Das ist es, was wir verteidigen", sagte Alvarado und setzte sich an die Spitze der Gegenbewegung.

Konservatives Klima herrscht

Er profitiert von der heftigen Debatte in der Gesellschaft. Zuvor hatte bereits die Zeitung "La Nacion", eine der meist gelesenen Tageszeitungen des Landes, die Folgen des emotional aufgeladenen konservativen Klimas zu spüren bekommen. Das Blatt bat seine Leser um Entschuldigung, weil die Redaktion nur mit einer kurzen Meldung und einem irreführenden Foto über einen Massenprotest gegen Abtreibung berichtet hatte.

Laut den Organisatoren kamen beim "Marsch für das Leben" mehr als 600.000 Menschen in San Jose zusammen. Eine bemerkenswerte Zahl angesichts von insgesamt fünf Millionen Einwohnern in Costa Rica. Andere Quellen sprachen sogar von einer Million Teilnehmern. "Wir bitten die Organisatoren, die Teilnehmer und die Leser für dieses schwere Versäumnis um Entschuldigung", schrieb Chefredakteur Armando Mayorga und sagte zu, künftig Themen von nationaler Relevanz mehr Aufmerksamkeit zu widmen.

Für den Aufstieg Alvarados wirkte all dies wie Treibstoff. Von anfangs bedeutungslosen zwei Prozent Stimmenzuspruch verbesserten sich die Werte zusehends. Inzwischen gilt Alvarado mit 26 Prozent als Favorit. Einen "religiösen Schock" nannte das der britische Sender BBC in dieser Woche. In Costa Rica setzt sich damit ein Trend fort, der in vielen lateinamerikanischen Ländern zu beobachten ist: Der Einfluss erzkonservativer evangelikaler Kirchen nimmt sprunghaft zu, während die katholische Kirche an Einfluss verliert. Und das, obwohl sie ebenfalls zu den Kritikern der "Homo-Ehe" zählt.

Autor: Tobias Käufer / KNA

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