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Ecuador |

Die Suche nach Balance auf den Galapagos-Inseln

Das 4,6 Millionen Jahre alte Archipel zieht jedes Jahr über 218.000 Besucher an, Tendenz steigend. Gerät das empfindliche Gespann aus Reiseindustrie und Schutz der Natur aus dem Gleichgewicht? 

Galapagos, Umweltschutz

Ein Blick auf die Galapagos-Inseln (Foto: Tim Vogel)

Es ist eine schwüle Wand, gegen die die Reisenden stoßen, sobald sie das Flugzeug verlassen. Die Turbinen dröhnen noch und übertönen das Gekrächze der Rotfußtölpel und Seelöwen, das auf den Galapagos-Inseln allgegenwärtig scheint. Unter den Füßen zieht die schwarz-gelbe Fahrbahnmarkierung der Landebahn vorbei, bis man schließlich mit einem saftigen Schmatzen auf eine Seuchenmatte zur Desinfektion des Schuhwerks tritt. Darüber ein Schild: Willkommen auf Baltra, Galapagos.  

Seit November gelten für die Galapagos-Inseln schärfere Einreiseregeln: Besucher müssen für die gesamte Zeit eine Hotelbuchung, eine Kreuzfahrt oder die Einladung eines Inselbewohners nachweisen. So will die ecuadorianische Regierung den Touristenstrom besser steuern. Nur leider greift die Regel nicht. Sie ist leicht zu umgehen: Viele Hotels lassen sich nach der Buchung kostenlos stornieren. Den für die Einreise benötigten Buchungsnachweis hat man dann trotzdem. Zudem wird auch niemand kontrolliert. 

Viele Boote, wenig Platz

Tatsächlich werden auch andere Umweltschutzregeln eher locker gehandhabt oder erreichen nicht ihr Ziel: Es wird zwar formal bei der Einreise nach Essen, Samen oder Tieren geschaut, allerdings sind solche Sachen auch leicht in den Untiefen des Rucksacks zu verstecken. Um die verschiedenen Inseln zu schonen, darf jedes der 74 Galapagos-Kreuzfahrtschiffe, die zwischen 16 und 100 Personen fassen, nur alle 14 Tage an jedem Ort ankern. Allerdings landen dann vier bis sechs Schiffe pro Tag an einem Platz. So kann es auf mancher kleinen Insel des Archipels schon mal eng werden. 

„Sicher wäre es besser, die Zahl der Touristen zu reduzieren. Hier in Genovesa sind gerade sechs Boote mit etwa 100 Besuchern gelandet. Das ist viel“, meint Indira Torres Mendoza. Torres ist seit knapp zwei Jahren Naturführerin und auf  Santa Cruz, der Hauptinsel von Galapagos, aufgewachsen. Sie sieht den wachsenden Tourismus kritisch, auch wenn sie von ihm profitiert: „Die Regierung Moreno macht für Galapagos das, was sie laut Verfassung machen muss – mehr aber nicht. Wir brauchen hier mehr Kontrolle und mehr Programme zum Umweltschutz.“ 

Schnorchel-Verbot nach Haiangriff

Manchmal greifen Regeln auch erst, nachdem bereits ein Schaden entstanden ist: Im Februar gab es in Santa Fe einen Angriff eines Galapagos-Hais. Ungewöhnlich für eine Art, die sonst eher an Seelöwen-Babys interessiert ist. Ursächlich für das veränderte Verhalten sind vermutlich Tagestouren aus Santa Cruz, die ihre Essensabfälle in der Bucht von Santa Fe ins Wasser abließen und nicht wie vorgeschrieben auf dem offenen Meer. Dadurch verknüpfen die Tiere die Boote mit Nahrung. Nun ist Schnorcheln in Santa Fe grundsätzlich verboten.   

In Genovesa ist das Schnorcheln noch erlaubt: Nach einem Tauchgang klettern die Reisenden besonders vorsichtig ins Schlauchboot: Drei kleine Krabben laufen auf dem Boden – keiner will sie beschädigen. Als Indira die Krabben erblickt, holt sie mit ihren Taucherflossen aus und ruft „Tötet sie, tötet sie – das ist eine invasive Art!“ Umweltschutz muss also manchmal auch zerstören.

Großes Problem: illegale Fischerei

Inwieweit die steigenden Tourismuszahlen der Umwelt der Inseln schaden, ist schwer zu quantifizieren.  Bisher gibt es eher eine symbiotische Beziehung: Der Tourismus sorgt für die Finanzierung des Nationalparks und des Naturschutzes. Zudem sichert er vielen Inselbewohnern ein besseres Einkommen bei hohen Lebenshaltungskosten. Wirkliche Probleme machen eher der Klimawandel oder die illegale Fischerei: So wurde im vergangenen Jahr ein chinesischer Kutter mit 300 Tonnen Haifleisch aufgebracht. 

Indiras Kollege Eduardo Sachez, der schon seit fünf Jahren Touristen die Unterwasserwelt von Galapagos zeigt, konnte aber bisher keinen Rückgang in der Artenvielfalt feststellen. Auch Indira sieht bisher keinen offensichtlichen Schaden an der Umwelt. Obwohl sie nicht den Eindruck hat, dass in Galapagos Fischerei und Tourismus wirklich nachhaltig betrieben werden, bleibt sie vorsichtig optimistisch: „Es braucht eine vernünftige Balance. Ich glaube, dass nachhaltiger Tourismus möglich ist.“  

Autor: Tim Vogel

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