Die Probleme der Grenzstädte
Wird über Flüchtlinge in Lateinamerika gesprochen oder geschrieben, so geht es meist um Menschen, die Zentralamerika verlassen und sich auf den Weg in die Vereinigten Staaten machen. Doch auch innerhalb der Region hat sich in den vergangenen Jahren ein Flüchtlingsdrama entwickelt. Täglich überqueren ca. 50.000 Venezolaner die Grenze im Norden Kolumbiens, um ihrem Elend zu entkommen.
Der Großteil von ihnen kommt lediglich für einen Tag, um in der Grenzstadt Cucuta die Dinge einzukaufen, die es in Venezuela schon seit Monaten nicht mehr gibt - Benzin, Maismehl und Medikamente. Außerdem werden die Venezolaner dort mit einer warmen Mahlzeit versorgt. Viele von ihnen kommen nur deswegen, legen einen stundenlangen Fußmarsch zurück und machen sich anschließend wieder auf den Heimweg. Doch rund 200.000 pro Monat kommen, um zu bleiben, um sich ein neues Leben fern der Wirtschaftskrise Venezuelas aufzubauen.
Probleme in den Städten
Noch ist das Wohlwollen gegenüber den Venezolanern, von denen viele kolumbianische Wurzeln haben, in der Bevölkerung Kolumbiens groß. Doch die Städte an der Grenze zum Nachbarland stoßen langsam an ihre Grenzen. So ist die Bevölkerung in Cucuta extrem angestiegen und 23 Prozent der Einwohner kommen laut eines jüngsten Zensus der kolumbianischen Regierung inzwischen aus Venezuela. In der Grenzstadt Maicao sind es 16 Prozent.
Da Kolumbien vor dem Friedensabkommen mit der FARC im Jahr 2016 fast ausschließlich ein Land gewesen ist, aus dem die Menschen geflohen sind, befürchten Beobachter aufgrund mangelnder Erfahrung bald Probleme. Laut des zuständigen Abgesandten der kolumbianischen Regierung Felipe Muñoz gerät die Infrastruktur der entsprechenden Städte immer mehr unter Druck und es bedürfe besonderer Aufmerksamkeit sowie internationaler Hilfe, um der Situation Herr zu werden.
Das Thema spielte auch eine Rolle bei den kolumbianischen Präsidentschaftswahlen. Der Sieger Iván Duque kündigte eine härtere Hand gegen Venezuela und eventuelle Sanktionen an. (aj)