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Haiti |

"Die gute Nachricht: Haiti lebt weiter in Hoffnung"

Chibly Langlois ist der erste je aus Haiti stammende Kardinal. Foto: Adveniat.
Chibly Langlois ist der erste je aus Haiti stammende Kardinal. Foto: Adveniat.

Chibly Langlois (58) von der armen Karibikinsel Haiti ist einer der ersten von Papst Franziskus ernannten Kardinäle. Der Bischof von Les Cayes hat einen besonderen Blick auf die aktuellen Entwicklungen in den USA und auf dem amerikanischen Kontinent. Im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) beim Lateinamerika-Hilfswerk Adveniat spricht er als ein katholischer Hoffnungsträger anderer Art.

Welche aktuellen Nachrichten bringen Sie aus Haiti mit?

Langlois: Die gute Nachricht ist, dass Haiti weiter in Hoffnung lebt. Man hört viele schlechte Nachrichten von uns, was die soziale und wirtschaftliche Lage angeht oder auch die politische. Aber das Volk lebt und ist voller Hoffnung. Unser Volk arbeitet Tag für Tag, um die Situation ein bisschen zu verbessern.

Sie sagen oft: "Das Volk von Haiti lebt in der Hoffnung: Morgen wird es besser". Morgen - ist das unter Ihrem neuen Staatspräsidenten Jovenel Moise?

Sicher - mit dem neuen Präsidenten erwartet das Volk auf allen Ebenen Verbesserungen für die Entwicklung des Landes. Aber es ist nicht nur eine Person, die Hoffnung macht. Es ist in unserer Kultur angelegt, dass wir in Hoffnung leben. Wir leben schon so lange unter sehr schwierigen Umständen: Da gab es das große Erdbeben, Zyklone, all das. Aber wir fangen immer wieder mit dem Aufbau an und leben weiter. Der neue Präsident Moise hat im Wahlkampf versprochen, dass es für alle Menschen Nahrung geben wird. Dass er die Teller mit Essen und die Taschen mit Geld füllt. Das heißt, dass er für Arbeitsplätze sorgen muss und zur Entwicklung des Landes beiträgt. Und das ist jetzt eben die Erwartung.

Die Kirche scheint auf Haiti die einzige Institution zu sein, die über die Jahre funktioniert. Täuscht der Eindruck?

Man kann nicht sagen, dass sie die einzige Instanz ist - aber sie ist vielleicht die Institution, die in Haiti am meisten anerkannt ist. Die Kirche ist ein Bezugspunkt; sie steht immer an der Seite des Volkes - und ja, sie funktioniert. Unsere Schulen, unsere Gesundheits- und Sozialdienste, die Sprechstunden, die wir nach den Gottesdiensten anbieten.

Eine vielleicht unangenehme Frage - denn sie passt nicht so recht ins Bild vom Umgang von Christen untereinander: Es gibt zwischen Ihren Inselnachbarn in der Dominikanischen Republik und Ihnen nicht nur ein Wohlstandsgefälle, sondern auch eine Form von Herablassung, ja Rassismus.

Nun, wir leben auf derselben Insel. Wir sind dazu verdammt, als Nachbarn zu leben. Darüber hinaus sind wir alle Menschen - seien wir Haitianer oder Dominikaner. Als Menschen sind wir alle Brüder und Schwestern, weil wir alle die gleiche Wurzel haben: jene Wurzel, die Männer und Frauen geschaffen hat. Auf dieser Basis müssten wir uns eigentlich verstehen und akzeptieren. Durch dieses und jenes sind wir aber auch zu Menschen geworden, die sich eben nicht gegenseitig akzeptieren.

Die Geschichte, die Kolonialherren, haben uns Grenzen auf diese Insel gebracht. Es gibt Bewohner der Dominikanischen Republik, die das Vorhandensein zweier Nationen auf der gleichen Insel nicht begreifen. Das verursacht Ängste, bis hin zu tödlichen Konflikten. Wir als Bischofskonferenzen machen Fortschritte, tauschen uns aus. Ja, wir haben Schwierigkeiten, die man nicht leugnen kann. Trotzdem müssen wir für Einigkeit und Frieden unserer beiden Nationen arbeiten.

Waren Sie denn mit den Äußerungen Ihres Amtsbruders in Santo Domingo einverstanden, der 2015 streng auf das dominikanische Einwanderungsrecht pochte und illegale Haitianer ausgewiesen wissen wollte?

Es geht nicht darum, mit meinem Bruder einverstanden zu sein. Man muss Äußerungen und die Haltung dahinter in einem Zusammenhang sehen. Es geht hier um Menschenrechte, um Respekt für die Rechte unserer ehemaligen Landsleute auf der anderen Seite. Ja, unsere haitianischen Landsleute sind auf Arbeitssuche, und manche sind illegal im Nachbarland. Aber das ist kein Grund, sie unmenschlich zu behandeln. Man muss nicht dauerhaft illegale Einwanderung hinnehmen - aber man muss Einwanderer als Christen trotzdem menschlich behandeln.

Quelle: KNA, das Interview führten Alexander Brüggemann und Katharina Meier-Cortes.

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