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"Dia de los Muertos" macht aus dem Tod ein Spektakel

Zwei geschminkte Frauen am "Dia de los muertos" in Mexiko-Stadt. (Foto: Adveniat/Hoch)
Zwei geschminkte Frauen am "Dia de los muertos" in Mexiko-Stadt. (Foto: Adveniat/Hoch)

Ein Gedenktag für die Toten als Freudentag? In Deutschland unvorstellbar. In Mexiko aber ist genau das der Fall. Am "Dia de los Muertos" (Tag der Toten) feiern die Menschen ausgelassen: Zuhause, auf den Straßen und sogar auf Friedhöfen. Das war selbst nach der Erdbebenserie vom Herbst 2017 mit mehreren hundert Toten so.

Dem mexikanischen Volksglauben zufolge kehren die Seelen der Verstorbenen jedes Jahr in der Nacht vom 1. auf den 2. November aus dem Jenseits zurück, um ihre Verwandten zu besuchen. Die bauen dann in ihren Häusern regelrechte Altäre auf, auf denen sie den verstorbenen Vorfahren einstige Lieblingsspeisen und -getränke anbieten, auch hochprozentige. Manche Familien pilgern auch zum Friedhof - nicht um dort in stiller Trauer zu verharren, sondern um fröhlich an den Gräbern ihrer Vorfahren Picknicks zu veranstalten. Totenköpfe sind in den Einkaufsmärkten allgegenwärtig, aus Kunststoff, Schokolade oder Zuckerguss.

Die Feierlichkeiten zum Tag der Toten konzentrieren sich dabei nicht auf einen einzigen Tag, sondern beginnen mindestens eine Woche vorher. In der 20-Millionen-Einwohner-Metropole Mexiko-Stadt wird das Fest in diesem Jahr bereits am 27. Oktober mit einer spektakulären Parade eingeleitet. Dann werden meterhohe Totenköpfe und riesige Skelette zum zentralen Platz, dem Zocalo, in der Hauptstadt ziehen, wo eine volksfestartige Stimmung herrschen wird. Diese große Parade in Mexiko-Stadt gibt es nun zum dritten Mal in Folge. Die Vorlage dafür lieferte letztlich der James-Bond-Film "Spectre", der 2015 in die Kinos kam und den britischen Geheimagenten durch solch einen bunt-gruseligen Umzug laufen ließ. 2016 wurde die Parade auch in der Realität in Mexiko-Stadt eingeführt.

Eine bunte Party

Doch in der Hauptstadt gibt es noch mehr zu bestaunen. Ein Rückblick: Beim "Dia de los Muertos" im vergangenen Jahr standen vor dem Nationalpalast Skelette aufgereiht wie eine Gruppe Menschen und gaben sich die knochigen Hände, Kinder-Skelette und Erwachsenen-Skelette. Vor der Kathedrale boten Indigene mit bunt-traditionellem Federschmuck Heilungsriten an. Es gab kostenlose Konzerte mit Rock, Jazz, Blues und traditioneller mexikanischer Musik.

Das soll auch in den kommenden Tagen wieder so sein. Der mexikanische Tourismusverband kündigte an, das ganze Land werde "mit Symbolen des Todes, Blumen und Zeichen der Vergänglichkeit geschmückt sein". Millionen von Besuchern würden erwartet. Gefeiert werde insbesondere in den Regionen Aguascalientes, Guanajuato, Michoacan, Oaxaca, Puebla, San Luis Potosi und Mexiko-Stadt. Je näher der "Dia de los Muertos" rückt, desto auffälliger durchdringt der Tod das öffentliche Leben in Mexiko - und zwar in jeglicher Gestalt. Wer auf dem Flughafen in Mexiko-Stadt landet, kann damit rechnen, nach der Passkontrolle am Duty-Free-Shop von schaurigen Gestalten empfangen zu werden, die dem müden Fluggast ein Gläschen Schnaps anbieten. Typisch sind etwa ein Mann mit Hut, das Gesicht weiß-schwarz als Totenschädel geschminkt und eine Frau, kostümiert als rotes Teufelchen mit schwarzen Hörnern.

Ein Kulturerbe

Der Tag der Toten in Mexiko ist seit 2008 von der Unesco als immaterielles Kulturerbe der Menschheit ausgewiesen. Er ist ein Mix aus Einflüssen verschiedener prähispanischer, indigener Kulturen, katholischer Vorstellungen zu Allerseelen und Grusel-Effekten zu Halloween. Die katholische Kirche in Mexiko sieht den "Dia de los Muertos" insgesamt als bewahrenswert an. Er sei eine "mexikanische Tradition, die wir respektieren", sagt der Generalsekretär der Mexikanischen Bischofskonferenz und Weihbischof in Monterrey, Alfonso Gerardo Miranda Guardiola. Diese Tradition sei nicht religiös oder katholisch, sondern in erster Linie kulturell bedingt.

In Mexiko gilt der Tod als Teil des Lebenszyklus, quasi als andere Daseinsform. Wer als europäischer Mexiko-Reisender die tagelange Invasion tausender Totenschädel und Skelette einmal live erlebt hat, verspürt tatsächlich einen bemerkenswerten Effekt: Man kann den Tod dann einfach nicht mehr so ernst nehmen.

Autor: Norbert Demuth (KNA)

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