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Ecuador |

"Der Widerstand nimmt zu - vor allem in der Jugend"

Ivonne Yanez gehört zu den Gründerinnen und Gründern von Acción Ecológica, einer renommierten Umweltorganisation, die sich nicht nur für den Erhalt der Amazonasregion engagiert. Mehrfach wurde die NGO von der Regierung in Quito angefeindet, zweimal drohte das Verbot. Doch dank internationaler Unterstützung ist die NGO auch weiterhin eine kritische Stimme gegen die Plünderung der natürlichen Ressourcen und für die Rechte der indigenen Völker. 

Ecuador Lateinamerika Yasuní Amazonas Acción Ecológica

Ivonne Yanez kritisiert, dass die ecuadorianische Regierung immer noch auf die Ausbeutung natürlicher Ressourcen setzt und kein nachhaltiges Wirtschaftskonzept vorlegt. Foto: Knut Henkel

In den letzten Monaten haben die Gerichte gleich in mehreren Fällen indigenen Völkern Recht gegeben, die sich gegen das Eindringen von Bergbauprojekten in ihren Lebensraum wehrten. Ist das positiv oder nur ein Etappensieg?
 
Die Situation der indigenen Völker in Ecuador hat sich in den letzten Jahren merklich verschlechtert. Das hat lange vor der Übernahme der Regierung durch Lenín Moreno begonnen. Das mag widersprüchlich klingen, denn schließlich hat Ecuador mit der neuen Verfassung vor rund zehn Jahren den Rechten der indigenen Bevölkerung mehr Beachtung geschenkt, aber aus unserer Erfahrung ist das nicht viel mehr als Rhetorik. Ein Beispiel: Wenige Monate nach der Verabschiedung der Verfassung wurde das Bergbaugesetz beschlossen, welches die Ausbeutung der Bodenschätze vorantreiben sollte – sowohl von Erdöl als auch von Industriemetallen und Gold. Die größten Fundstätten von Erdöl und Metallen befinden sich allerdings in der Amazonasregion; und das bedeutet, dass diese Region, die zumindest teilweise geschützt und Lebensraum zahlreicher indigener Völker ist, angetastet wird.
 
Acción Ecológica ist unter Rafael Correa von der Regierung massiv angegriffen worden. Im Dezember 2016 drohte ein Verbot. Wie sieht es derzeit aus? 
 

Uns droht derzeit kein Verbot unserer Arbeit, aber unsere Arbeit wird nicht einfacher. Am Wochenende vom 24. auf den 25. Mai wurde hier eingebrochen und es wurden zwei Computer gestohlen. Das erschwert unsere Arbeit und natürlich waren auf den Rechnern sensible Daten abgespeichert. 
 
Wird die Ausbeutung der Rohstoffe in der Amazonasregion innerhalb der Gesellschaft kontrovers diskutiert?
 
Ja, es spielt eine wichtige Rolle. Denn die Menschen sind sensibler geworden, sehen die Förderung von Erdöl im Yasuní-Nationalpark sehr kritisch und kritisieren die Regierung, die immer wieder auf die lahmende Wirtschaft und steigenden Schulden verweist, aber kein nachhaltigeres Wirtschaftskonzept vorgelegt hat. Sie lässt sich von den Unternehmenskammern treiben. Dagegen nimmt der Widerstand zu – vor allem in der Jugend. 
 
In der internationalen Wahrnehmung genießt Ecuador oft ein positives Image als Land, das die Amazonasregion schützen will. Ist das eher Marketing als Realität?
 
Der ehemalige Präsident Rafael Correa hat begriffen, dass er mit Umweltschutz international punkten kann. Doch die Initiative, den Yasuní-Nationalpark zu schützen, stammt nicht von ihm, sondern von Alberto Acosta und wurde hier in den Räumen der Acción Ecológica erarbeitet. Er hat sich die Idee, einen Fonds, in den die internationale Gemeinschaft einzahlen kann, um das Öl im Yasuní-Nationalpark nicht zu fördern, zunutze gemacht, aber parallel dazu die Weichen zur Ausbeutung gestellt. Die Debatte hat dazu geführt, dass vor allem die jüngere Generation für den Umweltschutz sensibilisiert wurde und sich engagiert. Das sorgt heute für Widerstand der Yasunidos, der Umweltbewegung zum Erhalt des Schutzgebietes. Hinzu kommt die klare Haltung der indigenen Organisationen, die für den Schutz des Amazonasgebiets eintreten und auch einen politischen Arm haben: Pachakutik. 
 
Ecuador hat die Konvention 169 von der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) unterzeichnet, die eine Befragung der betroffenen indigenen Ethnien vorsieht, bevor ein Großprojekt initialisiert wird. Wird diese "Consulta Previa", die vorherige Befragung, in Ecuador befolgt?
 
Ja und nein. In einigen Fällen wird sie befolgt, in anderen nicht. Aber das Grundproblem ist, dass sie keine bindende Wirkung hat. 
 
Trügt der Eindruck, dass die Regierung den Bergbau auch unter Umgehung bestehenden Rechts durchsetzen will?
 
Leider nicht. Das jüngste Beispiel sind die neuen Umsetzungsrichtlinien der Umweltschutzgesetze. Wir sind dabei, sie zu überprüfen, und sind auf zahlreiche Bestimmungen gestoßen, die nicht mit der Verfassung vereinbar sind. Ein Beispiel ist die Legalisierung des Imports von genetisch verändertem Saatgut – das verstößt gegen bestehendes Recht. Dagegen rührt sich bereits Widerstand.

Autor: Knut Henkel

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