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Kolumbien |

Der Friedhof der Koka-Könige in Medellin

Der Cementerio Jardines Montesacro vor den Toren von Medellin ist die letzte Ruhestätte der wohl berüchtigsten Drogenhändler Kolumbiens. Auch Pablo Escobar wurde hier bestattet - sein Grab ist bestens gepflegt.

Das Grab von Pablo Escobar wird gerne von Touristen besucht. Foto: Tumba de Pablo EscobarDaniel Di PalmaCC BY-SA 4.0

Einige Meter entfernt von Pablo Escobars Grab stehen fünf Jugendliche und kiffen. "Die sind hier immer", sagt Isabel Londono. "Für Escobar interessieren die sich nicht; die wollen nur ihre Ruhe." Londono ist alle paar Wochen auf dem Friedhof Jardines Montesacro vor den Toren von Medellin, einer parkähnlichen Anlage mit großen Rasenflächen und bestem Blick auf die Hochhäuser der Stadt. 1977 wurde Londono in Medellin geboren. Die vierfache Mutter leitet das Hilfsprojekt "Berracas" für alleinerziehende Frauen und führt eine kleine Agentur, die Touristen das moderne Medellin im Aufbruch zeigen will - mit Seilbahn, Metro und Modemesse.

Wer sich für die Vergangenheit der 2,5-Millionen-Einwohner-Stadt interessiert, die einst als eine der gefährlichsten der Welt galt, der kann Isabel Londono ebenfalls buchen. Medellin ist bis heute untrennbar mit Drogenbaron Pablo Escobar und bis zu 46.000 Toten im Narco-Krieg der 80er und 90er Jahre verbunden. "Die Geschichte gehört zu dieser Stadt, ob wir das wollen oder nicht", sagt Londono. Sie hat sich damit abgefunden, dass sich viele Besucher vor allem für Escobar interessieren.

Friedhof für die Reichen

Auf dem Friedhof, vor gut 40 Jahren direkt hinter der Stadtgrenze in Itagüi für die betuchte Gesellschaft angelegt, treffen sich Vergangenheit und Gegenwart Medellins. Er ist die letzte Ruhestätte der kolumbianischen Koka-Könige, vor allem der Mitglieder des Medellin-Kartells. Die meisten Grabplatten liegen flach auf der Wiese; wer nicht aufpasst, tritt darauf. Grabschmuck ist die Ausnahme. Auch deshalb fällt die Grabstätte von Pablo Emilio Escobar Gaviria (1949-1993) auf. Hinter Zypressen liegt die mit grauen Steinen umrandete Gruft, darauf weiße Kiesel und zwei spitz nach oben ragende Granitplatten. Angeblich stammen sie von der Hacienda Napoles, dem luxuriösen Anwesen Escobars. Jemand muss den Strauß aus frischen Sonnenblumen und roten Rosen erst kürzlich abgelegt haben.

"Bis vor einigen Jahren war Escobars Grab völlig unscheinbar", erzählt Londono. Dann kamen "Narcos" und "El Patron del Mal", zwei TV-Serien über das Leben des Drogenbarons - und alles wurde anders. "Die Familie ließ das Grab verschönern", sagt Londono. Fortan wurde es Pilgerstätte für Verehrer und Neugierige. Neben "El Patron" liegen seine Mutter Hermilde, sein Vater Abel und sein Leibwächter Limon, der mit ihm am 2. Dezember 1993 im Kugelhagel eines Militärkommandos starb.

Heute ist wenig los auf dem Friedhof. Ein Mann um die 30 sitzt auf einer Bank in der Nähe und bietet gegen Geld die "wahre Geschichte" des Pablo Escobar an. "Sie ist natürlich positiv", sagt Londono und schmunzelt. Kein Wort von den Morden, vom Kopfgeld, das Escobar auf Polizisten aussetzte. Die Legendenbildung passt gut zur Grabinschrift: "Sie waren ein Eroberer der unmöglichen Träume. Abgesehen von der Legende, die Sie heute symbolisieren, kennen nur wenige die wahre Essenz Ihres Lebens."

Das Grab der "Schwarzen Witwe"

Ein paar Meter abseits der Escobar-Gruft liegt eine dieser schmucklosen Grabplatten: Gustavo de Jesus Gaviria Rivero (1946-1990), genannt "El Leon". Der "Löwe" war Escobars Cousin und Finanzchef des Medellin-Kartells. Er wurde 1990 von der Polizei getötet und unter großen Sicherheitsvorkehrungen in Montesacro bestattet. Anders als vom Militär erhofft, war Escobar nicht unter den Trauergästen. Griselda Blanco war da noch dick im Geschäft. Die "Godmother des Kokains", geboren 1949, galt als Escobars Lehrmeisterin. 2012 endete sie wie ihr Ziehsohn Jahre zuvor: unter einer schlichten Grabplatte auf dem Rasen von Montesacro. Frische Chrysanthemen auf einem Styroporkranz schmücken ihr Grab.

Anfang der 70er Jahre war Griselda Blanco in die USA gezogen; nach kurzer Zeit kontrollierte sie den Drogenhandel in New York und Miami. Sie häufte ein Vermögen an und galt als Erfinderin der Exekution vom Motorrad aus. Für mehr als 200 Morde soll sie verantwortlich sein. Auch sie starb keines natürlichen Todes. 2012 streckten sie zwei Männer auf Motorrädern beim Betreten einer Metzgerei in Medellin nieder.

"Wir hatten sie fast vergessen. Dann liefen die Serien über Escobar im Fernsehen, und einige erinnerten sich wohl daran, dass sie noch eine Rechnung mit ihr offen hatten", berichtet Londono. Unter Blancos Mordopfern waren auch ihre drei Ehemänner. Das trug ihr den Namen "Schwarze Witwe" ein. Sie teilt sich ein Grab mit Luis Fernando Restrepo, einem ihrer Liebhaber, der ebenfalls von ihr ermordet worden sein soll. "Das war die späte Rache", sagt Londono.

Quelle: KNA, Autor: Markus Harmann

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