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Corona erhöht in Lateinamerika drastisch die Armut

Die Wirtschaft in Lateinamerika wird in diesem Jahr um 5,3 Prozent einbrechen und 29 Millionen Menschen werden in die Armut abgleiten. Das sagt die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika und die Karibik (CEPAL) voraus.

Honduras, Armut

Doña Glória und ihre Familie (Honduras) leben in extremer Armut. Vor 40 Jahren haben sie ein kleines Stück Land besetzt, das sie bebauen. Die Erträge reichen kaum zum Überleben. Foto: Adveniat/Jürgen Escher

Keine Weltregion wird von den wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie so hart getroffen wie Lateinamerika. Die Volkswirtschaften zwischen Argentinien und Mexiko werden in diesem Jahr um 5,3 Prozent schrumpfen, wie die UN-Wirtschaftskommission für Lateinamerika (CEPAL) jetzt mitteilte. Der Einbruch in der Wirtschaftskraft werde 29 Millionen Menschen in die Armut reißen. Ende dieses Jahres werden dann 215 der 629 Millionen Lateinamerikaner in Armut leben, mehr als 83 Millionen von ihnen in extremer Armut.  
 
Die einbrechenden Rohstoffpreise, die Abhängigkeit von China und den USA, die niedrige Steuerquote sowie der Rückgang der Auslandsüberweisungen der Migranten und die hohe Verschuldung seien die Gründe für dieses dunkle Panorama. Lateinamerika wendet mit 2,6 Prozent des Bruttoinlandsprodukts mehr für den Schuldendienst auf als es für den Gesundheitssektor (2,3 Prozent) ausgibt.    

Steigende Arbeitslosigkeit und Armut
 
Die Arbeitslosigkeit werde von 8,1 Prozent auf 11,5 Prozent steigen, prognostiziert die CEPAL. Darin ist nicht der informelle Sektor eingerechnet, also all die Schuhputzer, Obst-Verkäufer, Hausangestellten und Straßenhändler, die in keinem Sozialsystem erfasst werden. In Mexiko zum Beispiel ist dieser informelle Sektor mit gut 60 Prozent deutlich größer als der formale Sektor.  
 
Die Krise treffe Lateinamerika in einer sehr schwierigen Situation, betont CEPAL-Generalsekretärin Alicia Bárcenas. Denn bereits 2019 sei die Zahl der Armen in der Region um 5,4 Millionen gestiegen. Überhaupt war schon das Jahrfünft zwischen 2014 und 2019 ein wirtschaftliches Desaster für den Subkontinent. Denn in diesem Zeitraum stieg das Bruttoinlandsprodukt der Staaten durchschnittlich gerade mal um 0,4 Prozent. 
 
Abgesehen vom ewigen Krisenstaat Venezuela (minus 18 Prozent Wachstum) wird in dieser Krise vor allem Mexiko sehr zu leiden haben. Um 6,5 Prozent werde das Bruttoinlandsprodukt in der zweitgrößten Volkswirtschaft Lateinamerikas 2020 sinken. Die Nähe zu den hart von der Pandemie getroffenen USA, die extreme Abhängigkeit der stark globalisierten Wirtschaft von internationalen Lieferketten sowie der drastische Einbruch im Tourismus und beim Ölpreis sind die Gründe für die Prognose. Der mexikanische Peso gehört weltweit zu den Währungen, die in der Corona-Krise am stärksten gelitten haben. Die Währung verlor im ersten Quartal des Jahres alleine 20 Prozent. Das ist der höchste Dreimonats-Verlust in den vergangenen 50 Jahren. 

CEPAL fordert Schuldenerlass und günstige Kredite

Die Vollbremsung der chinesischen Wirtschaft durch die Corona-Krise trifft besonders die Staaten, die das asiatische Land mit Rohstoffen beliefern. Das sind vor allem Brasilien, Peru, Chile und das kleine Uruguay. Brasilien, größte Volkswirtschaft Iberoamerikas, wird in diesem Jahr um 5,2 Prozent schrumpfen. 
 
Bárcenas lobt, dass viele Staaten angesichts dieses aufziehenden Gewitters wirtschaftliche Hilfspakete geschnürt hätten, um die schlimmsten Auswirkungen zu mildern. Dennoch ist die CEPAL-Chefin skeptisch. „Das alles wird nicht ausreichen, die Länder werden mehr ökonomische Hilfen brauchen“. Sie forderte die internationalen Finanzinstitutionen wie Weltbank und Internationalen Währungsfonds (IWF) daher dazu auf, den lateinamerikanischen Regierungen günstige Kredite zugänglich zu machen und auch die Streichung von Schulden zu erwägen. 
 
Die sozialen Folgen dieses Wirtschaftseinbruchs lassen sich vorerst nur vermuten. Zum einen wird wohl die Schere zwischen arm und reich in der ungleichsten Region der Welt noch weiter auseinandergehen. Zum anderen könnte für die Jugend der einzelnen Länder die Versuchung steigen, sich Drogenkartellen oder Guerillas aus Mangel an wirtschaftlichen Alternativen anzuschließen. 

Autor: Klaus Ehringfeld

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