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Copa America - Ein Turnier für die Reichen

Gegensätze, die sich nicht ausschließen: Halbleere Stadien und doch volle Kassen. Die Copa America in Brasilien ist ein Turnier für jene, die es sich leisten können.

Lateinamerika Brasilien Copa America Fußball

Banner peruanischer Fußball-Fans am Strand von Rio de Janeiro. Fotos: Tobias Käufer

Zum Glück gibt es die Statistik. Und die ist auf Seiten der Organisatoren. Laut einer Mitteilung des südamerikanischen Fußballverbandes Conmebol ist das Zuschauerinteresse bei der Copa America 2019 in Brasilien im Vergleich zum Turnier in Chile 2015 um 15,3 Prozent gestiegen. So seien zu den ersten 8 der insgesamt 16 Partien in Brasilien 29.500 Zuschauer gekommen, während es vor vier Jahren in Chile nur 25.000 Fans im Schnitt waren.
 
Glaubt man dieser Statistik, dann ist die Copa America in Brasilien nach der ersten Turnierwoche ein Erfolg. Wer allerdings näher hinschaut, entdeckt etwas anderes. Zunächst einmal gab es auch 2016 eine Copa America - die fand allerdings in den USA statt. Anlass war der 100jährige Geburtstag des ältesten Nationenturniers der Welt. 16 Mannschaften traten gegeneinander an, und die Zuschauerzahlen waren deutlich höher, vermutlich der lateinamerikanischen Migranten wegen, die in den USA leben.

Falsche Zahlen bei der Zuschauerstatistik?
 
Und zweitens: Der Verband dürfte bei Zuschauerzahlen etwas nachhelfen. Wer beim Spiel zwischen Paraguay und Katar im riesigen Maracana-Stadion dabei war, staunte über die vielleicht maximal 8.000 Zuschauer im weiten Rund. Offiziell waren aber 19.000 Zuschauer da. Die offizielle Angabe durch den Stadionsprecher sorgte sogar für Gelächter auf der Tribüne. Zwei Tage später war die Arena deutlich besser gefüllt. Viele tausend Peruaner kamen zum Anden-Klassiker gegen Bolivien und sorgten für Stimmung. Offiziell waren aber nur 17.500 Zuschauer im Maracana, davon rund 8.000 mit Gratiskarten.
 
Wenn nicht gerade die Publikumsmagneten Brasilien oder Argentinien spielen, sind viele Stadien nicht einmal halbvoll. Das liegt vor allem an der absurden Preispolitik der Organisatoren. Beim Eröffnungsspiel zwischen Brasilien und Bolivien kostete die billigste Karte 190 Reais, umgerechnet 43 Euro. Obwohl der Gastgeber im bevölkerungsreichen und vergleichsweise wohlhabenden Sao Paulo spielte, war die Partie nicht ausverkauft. Der südamerikanische Fußballverband nimmt das billigend in Kauf. Das Spiel gegen Bolivien soll eine Brutto-Einnahme von über 20 Millionen Reais eingespielt haben. Im Durchschnitt bezahlten die Besucher also rund 100 Euro pro Karte. Für südamerikanische Verhältnisse sind das außergewöhnlich hohe Einnahmen.

Fußball-Fans können sich Eintrittspreise nicht leisten
 
Auch wenn andere Stadien nur halbvoll oder noch weniger gefüllt sind, die hohen Preise spülen dennoch Millionen in die Kassen der Veranstalter. Und sie sorgen für eine Art soziale Separation. Fans aus der Favela, die in der Regel in Fanklubs organisiert bei den Heimspielen der brasilianischen Klubmannschaften für die Stimmung im Stadion sorgen, sind bei der Copa America fast gar nicht zu sehen. Stattdessen kommt überwiegend weißes, wohlhabendes Publikum, das Selfies im Stadion liebt und gerne unter sich bleibt.
 
Auch die Gäste-Fans haben ihre Konsequenzen gezogen. Sie konzentrieren sich bei ihrem Brasilien-Besuch oft auf einen Standort, um ihre Mannschaft wenigstens einmal zu sehen. Teure Reisekosten innerhalb des Landes vermeiden sie während der Vorrunde. So wird zumindest das Klima geschont. Aber das war bestimmt das Letzte, woran die Verbandsfunktionäre bei der Preisgestaltung dachten.

Autor: Tobias Käufer 

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