Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.
Peru |

Bundeskunsthalle rückt Nasca-Kultur ins Rampenlicht

Eine Federweste der Nasca im Getty Center, Los Angeles. (Symbolfoto: Thad Zajdowicz/Flickr)
Eine Federweste der Nasca im Getty Center, Los Angeles. (Symbolfoto: Thad Zajdowicz/Flickr)

Fliegende Priesterwesen, doppelköpfige Schlangen, dazu Darstellungen von abgeschlagenen Menschenköpfen und Gesichtern, denen der Mund mit Kaktusstacheln verschlossen ist. Da kann einem schon schwindlig werden. Genau wie bei den ebenso eigenwilligen wie gekonnt geschnittenen Videoinstallationen, die Kultur und Siedlungsraum der Nasca im Süden des heutigen Peru in Szene setzen.

Die Schau "Nasca. Im Zeichen der Götter" versucht auf vielfältige Weise, sich jenen Menschen zu nähern, die zwischen circa 200 vor Christus bis 650 nach Christus bleibende Spuren in einer kargen Landschaft hinterließen - allen voran die zum Unesco-Weltkulturerbe gehörenden, teilweise mehrere Kilometer großen Bodenzeichnungen.

Nach Stationen in Lima und Zürich ist die Ausstellung noch bis zum 16. September in der Bundeskunsthalle in Bonn zu sehen. Intendant Rein Wolfs spricht routiniert von einem ästhetischen und archäologischen "Highlight". Tatsächlich handelt es sich um ein Glanzlicht. Dafür sorgt allein die Tatsache, dass die meisten der rund 300 Exponate niemals zuvor Peru verlassen haben, zum Teil gar aus noch laufenden Ausgrabungen stammen.

Unbekannter Glaube

Farbenprächtige, über 2.000 Jahre alte Textilien sind zu bestaunen, liegen da, als seien sie eben erst gefertigt worden. Dass sich die Stoffe über einen derart langen Zeitraum erhalten haben, liegt an den besonderen geographischen Bedingungen. Die Nasca lebten in Flussoasen in einer dem Pazifik vorgelagerten Küstenwüste, die zu den trockensten Gegenden der Welt gehört. Die meisten Stücke dieser Art wurden in Gräbern gefunden. "Wir sind deswegen sehr dankbar, dass die Nasca an ein Leben nach dem Tod glaubten", sagt Kuratorin Cecilia Pardo vom Museo de Arte de Lima mit einem Lächeln.

Wie genau dieser Glaube aussah, ist heute ein Rätsel. Schriftliche Aufzeichnungen haben die Nasca keine hinterlassen. Es bleiben neben den Textilien die Keramikfunde und die riesigen Bodenzeichnungen, eine Praxis, die teilweise schon in der vorhergehenden Paracas-Kultur gepflegt wurde. Inzwischen herrsche die Meinung vor, dass das "Gesehenwerden" nicht der Hauptzweck der Zeichnungen war, wie der Archäologe Markus Reindel der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) erläutert. "Vielmehr wurden diese Geoglyphen für rituelle Handlungen genutzt, und zwar von den Menschen, die unmittelbar dort gelebt haben", so Reindel, der jahrelang zu dem Thema forschte und die Ausstellungsmacher beriet.

Wasser, Wasser, Wasser

Zentral muss immer schon die Bitte um Wasser gewesen sein. Generell war der mit allen Sinnen erfahrbare Kontakt zur Umwelt offenbar in vielfacher Weise religiös aufgeladen. Die monumentalen, ins Geröll eingearbeiteten Linien schritten die Menschen wohl regelmäßig ab, möglicherweise begleitet durch Instrumente wie Trommeln, Okarina- und tönerne Panflöten. Psychoaktive Substanzen wie das aus Kakteen gewonnene Meskalin waren ebenfalls im Spiel. So herrschte die Überzeugung, "dass die Seele von einem Priester in die eines Tieres übergehen könne", sagt Reindel.

Das erklärt die eigenartigen Kreaturen bis hin zu jenen gottgleichen "Mythisch-Anthropomorphen-Wesen", die zu den immer wiederkehrenden Motiven der Nasca-Kultur gehören. Ebenfalls eine besondere Rolle spielte die Verehrung der Ahnen. Darauf deuten nach den Worten von Cecilia Pardos Kollegen Peter Fux vom Museum Rietberg in Zürich die abgeschlagenen Menschenköpfe hin. "Mit Blutrünstigkeit hatte das nichts zu tun." Zur gleichen Zeit wie die Nasca in Südamerika hätten in Europa die alten Römer das Sagen gehabt. "Das war eine ganz andere Kultur", so Fux. "Und doch waren das Menschen wie wir."

Die, dass sei hinzugefügt, mitnichten von Außerirdischen heimgesucht wurden, wie das einst der Bestsellerautor Erich von Däniken behauptete. Überirdisch schön und faszinierend bleiben die Hinterlassenschaften der Nasca gleichwohl - auch wenn das Ende der Kultur eher trocken daher kam. Um 600 nach Christus muss es eine lange Phase mit extrem wenig Niederschlag gegeben haben. Den Überlebenskünstlern in der Wüste ging das Wasser aus.

Autor: Joachim Heinz (KNA)

Cookie Einstellungen

Erforderliche Cookies sind für den reibungslosen Betrieb der Website zuständig, indem sie Kernfunktionalitäten ermöglichen, ohne die unsere Website nicht richtig funktioniert. Diese Cookies können nur über Ihre Browser-Einstellungen deaktiviert werden.

Anbieter:

Bischöfliche Aktion Adveniat e.V.

Datenschutz

Marketing-Cookies werden verwendet, um Besuchern auf Webseiten zu folgen. Die Absicht ist, Anzeigen zu zeigen, die relevant und ansprechend für den einzelnen Benutzer sind und daher wertvoller für Publisher und werbetreibende Drittparteien sind.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz

Statistik-Cookies dienen der Analyse und helfen uns dabei zu verstehen, wie Besucher mit unserer Website interagieren, indem Informationen anonymisiert gesammelt werden. Auf Basis dieser Informationen können wir unsere Website für Sie weiter verbessern und optimieren.

Anbieter:

Google Ireland Limited

Datenschutz