Brasiliens staatliche Abholzungs-Überwacherin suspendiert
Inmitten steigender Abholzungsraten in den Amazonaswäldern hat die Regierung laut Medien die Leiterin der Abteilung für die Überwachungssysteme Lubia Vinhas beim staatlichen Klimainstitut Inpe suspendiert. Zuletzt hatte Inpe mit 1.034 Quadratkilometern den höchsten Abholzungswert für Juni seit 2015 und so viele Brandherde am Amazonas wie seit 13 Jahren nicht mehr bekannt gegeben. Investoren machen Druck auf die Regierung, den Wald zu schützen.
Es ist unklar, warum Vinhas, die seit 23 Jahren bei Inpe arbeitet und die Abteilung Erdüberwachung leitete, suspendiert wurde. Da sie Beamtin ist, dürfte sie intern versetzt werden. Im August 2019 war der damalige Inpe-Chef Ricardo Galvao bereits entlassen worden, nachdem Inpe für den Juni 2019 eine Zunahme der Abholzung von 88 Prozent ermittelt hatte. Präsident Jair Messias Bolsonaro unterstellte Galvao, für ausländische Umweltorganisationen mit dem Ziel zu arbeiten, sein Image zu beschädigen. Die Inpe-Zahlen stellten sich später als zutreffend heraus.
Umweltminister Ricardo Salles soll derweil vor der Entlassung stehen. In einer Kabinettssitzung im April mahnte er an, die Umweltgesetzgebung rasch abzubauen. Derzeit schaue die Presse nur auf die Corona-Pandemie, was man ausnutzen müsse, so Salles. Die Äußerungen, denen Präsident Bolsonaro und viele seiner Minister offensichtlich zustimmten, lösten in Brasilien und im Ausland heftige Kritik aus.
Vize-Präsident Hamilton Mourao versucht derzeit, die Wogen zu glätten. So hat er in den vergangenen Tagen gegenüber in- und ausländischen Unternehmen versichert, dass das Militär die Umweltverstöße bekämpfen werde. Allerdings gab Mourao auch zu, dass die Maßnahmen spät kommen und die Umweltbehörden Ibama und ICMBio über zu wenige Beamte verfügen. Allerdings waren die Kontrollbehörden bewusst von Präsident Bolsonaro gestutzt worden.