Bolivien: Proteste und Wahlkampf trotz Corona-Beschränkungen
In Bolivien ist trotz Corona-Pandemie in dieser Woche zu protestieren gekommen - die Abstandsregeln wurden häufig nicht eingehalten. Indes startet auch der Wahlkampf.
In Bolivien geht das politische Leben trotz der Corona-Beschränkungen weiter. In dieser Woche haben die Lehrerinnen und Lehrer für bessere Löhne und mehr Geld für Bildung demonstriert. Transportunternehmer forderten bei Demonstrationen Maßnahmen gegen entgangene Einnahmen durch Quarantäne-Regeln. Gegen die Abschaffung des Kultusministeriums traten mehrere Künstler in den Hungerstreik, es kam zu Protestaktionen in La Paz, Santa Cruz und Potosi. Am Mittwoch ging in der Tiefland-Metropole Santa Cruz de la Sierra Gesundheitspersonal auf die Straße, um für mehr staatliche Unterstützung in der Corona-Pandemie zu protestieren, berichten lokale Medien über die Anti-Regierungsproteste.
In der Millionenstadt Cochabamba blockierten verschiedene Demonstrationen die Straßen. So fordern Elternverbände einen Corona-Nachlass bei der monatlichen Zahlung von Schulgeld um 50 Prozent. Der Bildungsminister von Interimspräsidentin Jeanine Añez hatte einen Corona-Rabatt von sechs bis 28 Prozent vorgeschlagen, berichtet die Tageszeitung "La Razón". Wie die Nachrichtenagentur AP berichtet würden Abstandsregeln bei den Protesten kaum eingehalten. Es gebe kaum Polizeipräsenz, ein großer Teil der Beamten sei krank zu Hause. Gleichzeitig droht laut Ärzten in der Stadt Cochabamba vielen Krankenhäusern der Kollaps.
Auch der Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen im September 2020 läuft trotz der Corona-Ausnahmesituation an. In den sozialen Medien lieferten sich Ex-Präsident Evo Morales (2006-2019) und sein rechtskonservativer Widersacher Fernando Camacho einen virtuellen Schlagabtausch über den Kurznachrichtendienst Twitter. Beide beschuldigten sich, die Demokratie in Bolivien zu gefährden. In Umfragen liegt der Kandidat Luis Arce der Ex-Regierungspartei "Bewegung zum Sozialismus" (MAS) vorne. Der Vorsprung ist jedoch nicht groß genug, sodass ein zweiter Wahlgang mit dem Zweitplatzierten und gemäßigten Mitte-Links-Kandidaten Carlos Mesa immer wahrscheinlicher wird. (bb)