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Bolivien |

Bischöfe: "Unser gemeinsames Haus brennt"

Dieser Alarmruf kommt nicht von den Bischöfen in Brasilien, auf das sich wegen der riesigen Waldbrände weithin das Augenmerk richtet, sondern von ihren Amtsbrüdern im benachbarten Bolivien. Dort hat die Zerstörung des Regenwalds unter Präsident Morales in Relation noch bedrohlichere Ausmaße erreicht.

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Brand im Amazonas-Urwald. Foto (Symbolbild Brasilien): Adveniat/Jürgen Escher

"Unser gemeinsames Haus brennt", haben die Bischöfe in Boliviens Amazonasregion ihre Erklärung überschrieben - eine Formulierung aus Papst Franziskus' Umwelt-Enzyklika "Laudato si'" vom Mai 2015. In ihrem Text prangern die Bischöfe die katastrophalen Brände sowie die Folgen der Umweltkatastrophe im Regenwald ihres Landes an. Sie kritisieren auch das Vorgehen des linksgerichteten Staats- und Regierungschef Evo Morales Ayma (59) und "die Logik der kapitalistischen Ausbeutung der Natur". Sie fordern wirksame Gegenmaßnahmen und Solidarität, um der Katastrophe entgegenzuwirken.

Dekret 3973 erlaubt Abholzung

Der indigene Präsident Morales hat im Juli mit dem Dekret 3973 die Abholzung in zwei Amazonas-Provinzen erlaubt. Damit ermöglichte er die Rodung weiter Waldflächen, um Platz zu schaffen für die Viehzucht. Das Komitee zur Verteidigung des Amazonas ist entsetzt: "Ein erpresserisches Dekret, das nur wirtschaftlichen Interessen dient und außer Acht lässt, dass die Natur angemessen und mit Zuneigung und nicht nur marktwirtschaftlich behandelt werden muss." Auch das Amazonas-Netzwerk RAISG schlägt Alarm: Zwischen 2005 und 2018 seien im Amazonas-Gebiet bereits mehrere Millionen Hektar Waldfläche verloren gegangen. Die jüngste Feuersbrunst wurde wahrscheinlich durch Brandstifter ausgelöst. Laut Tageszeitung "El Deber" sollen allein in jüngster Zeit 500.000 Hektar Wald verbrannt sein; so viel wie zuvor im ganzen Jahr. Zuletzt hatte Morales noch Verständnis für die verbreiteten Brandrodungen geäußert und musste dafür viel Kritik einstecken.

"Eine Million Hektar unseres Amazonaswaldes brennen", schreiben die Bischöfe in ihrer Erklärung. "Wir wissen, dass diese Katastrophe das Ergebnis menschlichen Handelns ist, und deshalb müssen wir unsere prophetische Mission ausüben, Ursachen suchen und diese anprangern. Wir betrachten das Dekret Nr. 3973 der Regierung, das 'kontrollierte' Landrodung erlaubt, als unverantwortlich, da keine Bestimmungen zu den Bedingungen der Umsetzung existieren", heißt es in dem Warnruf, den der Vorsitzende der Bolivianischen Bischofskonferenz (CEB), Bischof Ricardo Centellas Guzman (Potosi), gemeinsam mit dem CEB-Generalsekretär, Weihbischof Bischof Aurelio Pesoa Ribera OFM (La Paz), dem Koordinator des panamazonischen Kirchennetzwerks, Bischof Eugenio Coter (Pando), sowie Bischof Robert Flock Bever (San Ignacio de Velasco) und Herland Dominguez vom Ausschuss zum Schutz des Rio Madeira Willy Llanque Ende August in Cochabamba vorstellte.

"Kapitalismus zu Lasten unserer Mutter Erde"

Auch in Bolivien "gibt es einen technokratischen und aggressiven Kapitalismus zu Lasten unserer Mutter Erde, der Wasserkraftprojekte und Kohleabbau fördert", so die Bischöfe weiter. Deshalb schließe sich die Kirche "solidarisch dem Schmerz und dem Aufschrei des Landes und der Bewohner dieser Gebiete, besonders der indigenen Völker, an, die das gemeinsame Haus bewahren, und bieten ihnen materielle Hilfe an. Wir danken für die Bemühungen der Menschen und Institutionen, die sich für das in Flammen stehende Amazonasgebiet einsetzen. Wir fordern die Regierung auf, die Gebiete als ökologische Schutzgebiete zu deklarieren und die Wiederaufforstung zu fördern." Auch Erzbischof Sergio Gualberti Calandrina (Santa Cruz de la Sierra) zeigte sich kürzlich schockiert: "Die Brände betreffen ganz Bolivien, nationale Parks und Umweltschutzgebiete." Das Feuer sorge für enorme Schäden. Leidtragende seien vor allem die indigenen Gemeinden und die Bio-Diversität. Die Sorge, die Katastrophe im Amazonasgebiet könnte seine Chancen für eine dritte Präsidentschaftskandidatur, die gemäß Verfassung allerdings nicht zulässig ist, gefährden, bewegte den seit 2006 amtierenden Morales jetzt doch, gegen die Waldbrände vorzugehen und auch Hilfe aus dem Ausland anzunehmen.

Indigene Völker in Gefahr

Die (mediale) Weltöffentlichkeit konzentriert den Blick weiterhin auf den östlichen Nachbarn Brasilien und das Agieren des seit Januar amtierenden Staatspräsidenten Jair Messias Bolsonaro (64). Dem Rechtsextremen bescheinigte Bischof Erwin Kräutler CPpS (80), früherer Leiter der Prälatur Xingu (1981-2015), zuletzt im KNA-Interview, er habe "von Amazonien keine Ahnung und habe sich schon im Wahlkampf als Feind der indigenen Völker geoutet". Die Lage sei dermaßen verschärft, "dass jetzt die ganze Welt aufschreit. Denn die klimaregulierende Funktion Amazoniens für den ganzen Planeten ist erwiesen und unumstritten", so der österreichische Ordensmann. Bolsonaro wolle Amazonien weiter für nationale und internationale Unternehmen "erschließen". Demgegenüber sei es die Pflicht der Kirche, zur Bewahrung Amazoniens beizutragen. Kräutler: "Die Bischöfe Amazoniens kennen das Gebiet entschieden besser als Politiker. Sie müssen der Regierung deren Verantwortung aufzeigen, im Namen unseres Glaubens an einen Gott, der dieses wunderbare 'gemeinsame Haus' unserer Sorge und Pflege überantwortet hat."

Quelle: KNA

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