Bischöfe stellen sich gegen Maduro
Der venezolanische Kardinal Jorge Urosa Savino wirft Staatspräsident Nicolas Maduro vor, Papst Franziskus gegen die Bischöfe in Venezuela ausspielen zu wollen. Der Erzbischof von Caracas sagte dem Sender Radio Vatikan am Mittwoch, 7. Juni 2017, die Sozialisten wollten "den Papst als Freund der Regierung präsentieren" und damit in einen Gegensatz zu den Bischöfen rücken. Urosa nannte dies eine "Manipulation". Die Bischöfe stünden "an der Seite des venezolanischen Volkes, das sehr leidet", und sie seien "eins mit dem Heiligen Vater".
Die Spitze der Venezolanischen Bischofskonferenz will an diesem Donnerstag mit Papst Franziskus über die Krise im Land beraten. Der Wunsch nach einer Audienz kam nach Vatikanangaben von den Bischöfen. An dem Gespräch nehmen außer Kardinal Urosa und Erzbischof Diego Padron als Vorsitzender der Bischofskonferenz auch die Vizepräsidenten Bischof Jose Luis Azuaje Ayala und Bischof Mario del Valle Moronta Rodriguez sowie Generalsekretär Bischof Victor Hugo Basabe teil.
Audienz beim Papst
Mit dabei ist ferner Kardinal Baltazar Porras, Erzbischof von Merida. Er wurde im November von Franziskus zum Kardinal erhoben und ist damit der einzige venezolanische Senator des Papstes neben Urosa. Der 72-jährige Porras war von 1999 bis 2006 Vorsitzender der Bischofskonferenz und trat als Kritiker sowohl von Staatspräsident Hugo Chavez sowie von dessen Nachfolger Maduro in Erscheinung.
Über den genauen Termin des Treffens zwischen den Bischöfen und dem Papst herrscht Stillschweigen. Es wird damit gerechnet, dass die venezolanische Delegation auch mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin sprechen wird. Dieser war von 2009 bis zu den ersten Amtsmonaten Maduros 2013 Botschafter des Papstes in Venezuela.
Kardinal Urosa: Maduro hat Unterstützung im Volk verloren
Kardinal Urosa sagte Radio Vatikan weiter, Maduro habe die Unterstützung der Bevölkerung verloren. "Die Regierung muss auf ihren Willen verzichten, ein totalitäres, kommunistisches, materialistisches und militaristisches Regime in Venezuela einzuführen. Das venezolanische Volk will das nicht. Es ist ein System, das in niemandes Interesse ist, vor allem nicht im Interesse der Armen", so der Kardinal.
Menschenrechtler werfen der Regierung Maduro immer stärkere Menschenrechtsverletzungen vor. Laut einem aktuellen Bericht der venezolanischen Organisation "Foro Penal" wurden allein seit April 363 Zivilisten vor Militärgerichte gestellt und 197 von ihnen zu Haftstrafen verurteilt; dies sei eine offenkundige Verletzung internationaler Menschenrechte. Dem gleichen Bericht zufolge kamen zwischen 1. April und 31. Mai allein 69 Personen im Zuge von Protesten ums Leben.
Quelle: KNA