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Kolumbien |

Bei den Wayuú herrscht Corona-Hunger

Spät hat sich Kolumbiens Regierung entschieden auch denjenigen zu helfen, die von der Hand in den Mund leben. Das sind offiziellen Statistiken zufolge rund 45 Prozent der Bevölkerung und zu denen gehört auch die indigene Ethnie der Wayuú. Die lebt im Nordosten des Landes an der Grenze zu Venezuela und dort ist kaum etwas angekommen.

Kolumbien, Corona, Indigene

Indigene Kinder und Frauen der Ethnie der Wayuú im Dorf Murujuyy. Foto: Henkel

Manuel Elias Pushaina ist Lehrer und normalerweise viel unterwegs in „La Guajira“. Für das Movimiento Ambientalista Colombiano (MAC), eine Umweltorganisation, gibt er Kurse in Umweltschutz und nachhaltigen Anbaustrategien. Das macht die landesweite Quarantäne in Kolumbien gerade unmöglich und Pushaina sorgt sich um seine Schüler. „In den abgelegenen Dörfern der Guajira wird gehungert. Dort kommt keine Lebensmittelhilfe an, die Regierung ist weit weg“, sagt der 26-jährige Lehrer enttäuscht. „Die Leute können nicht zu Hause bleiben, denn sie leben von dem, was sie am Tag verdienen“, schildert er die Verhältnisse in Dörfern wie Murujuyy. 

In dem Dorf, rund zwanzig Kilometer entfernt von Cabo de la Vela, steht einer von fünf Klassenräumen, die Pushaina regelmäßig aufsucht. Dort unterrichtet er Kinder, Jugendliche, aber auch Erwachsene wie sie die karge Landschaft besser und nachhaltiger nutzen können, welche Pflanzen in der trockenen Steppe gedeihen und wie sie ihren Müll entsorgen können. Das hat positive Effekte gezeitigt, zudem hat die Umweltorganisation MAC dank Photovoltaik dafür gesorgt, dass die Menschen in dem kleinen aus Holzhütten bestehenden Wayuú-Dorf zumindest etwas Strom haben. 

In der Coronakrise allein gelassen

„Nun sind die Menschen dort auf sich gestellt“, weiß der Lehrer, der mit Schülern und lokalen Aktivisten in Kontakt ist. „Das Problem ist, dass die Regierung in Bogotá zwar Hilfe angekündigt hat, aber hier kaum etwas ankommt. Die Regionalregierung ist eine Katastrophe“, ärgert sich Pushaina. Am 7. April hatte die Regierung in Bogotá
nach langem Zögern auch finanzielle Unterstützung für diejenigen angekündigt, die ihren Lebensunterhalt im informellen Sektor verdienen und de facto von der Hand in den Mund leben. Das ist in der Guajira, die zu den beiden ärmsten Regionen des Landes zählt, quasi Normalität und gilt für die Wayuú noch mehr als für die Normalbevölkerung. Hinzu kommt, dass viele der Dörfer, die sogenannten Rancherías, unter latentem Wassermangel leiden. Hygiene in Zeiten des Coronavirus ist schwierig, viele Dörfer sind auf die Belieferung mit Tankwagen angewiesen und Lebensmittel sind knapp. Proteste mit Schildern „Wir haben Corona-Hunger“ hat es am letzten Wochenende nicht nur auf der venezolanischen Seite der Grenze gegeben. Von Straßensperren, wo Bewohner von den wenigen passierenden Fahrzeugen Geld erpressten, berichtet die lokale Zeitung „La Guajira Hoy“.

„Das Problem ist, dass noch nicht bei allen Dörfern Lebensmittelhilfe ankommt“, so die Direktorin der Frauen- und Menschenrechtsorganisation „Fuerza de Mujeres Wayuú“ Jakeline Romero. Die Organisation mit Sitz in Barrancas, einer Stadt in der Nähe des im Zentrum der Guajira gelegenen Kohlebergwerks Cerrejón, hat eine Spendenaufruf gestartet und Lebensmittel in der Region verteilt. Schwieriger ist die Situation hingegen im dünner besiedelten Norden der Guajira. Dort leben rund 7.000 Wayuú Familien, die auf die Belieferung mit Wasser durch Tanklaster angewiesen sind und bei denen Lebensmittelhilfe nur spärlich eingetroffen sei, so Rosa López.

Die Wayuú-Aktivistin aus Cabo de la Vela, ganz im Norden der Region, arbeitet mit dem Movimiento Ambientalista Colombiano (MAC) und hat die Umweltorganisation um Hilfe gebeten. „In Rancherías wie Murujuyy wird gehungert und das treibt die Bewohner aus ihren Häusern“, schildert sie die Situation. Die Quarantäne, die bis zum 27. April verlängert wurde, hat zwar dazu beigetragen, dass die Infektionszahlen in Kolumbien mit 3.105 Infizierten und bisher 126 Toten nach wie vor relativ niedrig sind, aber die Versorgungssituation der armen Bevölkerungsschichten ist prekär. Darauf wies auch der nationale Dachverband der indigenen Völker Kolumbiens (ONIC) vor wenigen Stunden hin und mahnte mehr Hilfe für 591.000 indigene Familien an. Gerade in der Guajira sei das Krisenmanagement der Regierung prekär.  Bisher hat es einen bestätigten Corona-Fall in der Guajira gegeben. 

Autor: Knut Henkel

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