Behördenchef wegen Abholzungszahlen vor Entlassung
Nach einem tagelangen Schlagabtausch über Abholzungszahlen in Brasilien steht der Chef der Forschungsbehörde INPE offenbar vor dem Rauswurf. Nach einem Gespräch mit dem Minister für Wissenschaft und Technologie kündigte Ricardo Galvao am Freitag vor brasilianischen Journalisten seine bevorstehende Entlassung an. Präsident Jair Messias Bolsonaro hatte die INPE-Daten öffentlich angezweifelt.
Das renommierte Institut hatte für Juni eine Zunahme der Abholzung am Amazonas von 88 Prozent im Vergleich zu Juni 2018 ermittelt. Daraufhin unterstellte Bolsonaro, INPE arbeite im Auftrag ausländischer Umweltorganisationen. Galvao verteidigte sich zunächst und schloss einen Rücktritt aus. Die Daten seien korrekt. Am Donnerstag wiederholte Bolsonaro die Vorwürfe. Die Veröffentlichung der Daten schade dem Bild Brasiliens und seinem Image in der Welt, so der Präsident. Es gebe Mitarbeiter bei INPE, die Brasilien bewusst schaden wollten. Diese würden entlassen. Kurz zuvor hatte die Behörde für Juli noch alarmierendere Zahlen zur Abholzung veröffentlicht. Galvao betonte nun, dass sein Vorgesetzter, der Minister für Wissenschaft und Technologie, Ex-Astronaut Marcos Pontes, ihm und INPE das Vertrauen ausgesprochen habe. Der Minister wisse, dass die Zahlen zuverlässig seien, so Galvao. Trotzdem werde er entlassen, da die Vertrauensbasis zwischen ihm und Bolsonaro zerstört sei, so der Behördenleiter.
Die Diskussion über die Abholzungszahlen hatte sich zuletzt verschärft, nachdem das Magazin "Economist" eine international beachtete Reportage zu dem Thema veröffentlicht hatte. Darin wird scharfe Kritik an Bolsonaros Politik für das Amazonasgebiet geübt. Zudem könnte die geplante Öffnung der Region für die wirtschaftliche Ausbeutung das jüngste Handelsabkommen mit der EU gefährden. (kna)