Ausnahmezustand nach Erdbeben
Am vierten Tag nach dem Erdbeben zeichnet sich immer mehr das Ausmaß der Katastrophe ab. Das Beben am Samstag mit einer Stärke von 8,8 auf der Richterskala forderte nach jüngsten offiziellen Angaben mindestens 723 Tote, zahlreiche Menschen werden noch vermisst. Etwa zwei Millionen Wohnungen wurden beschädigt oder zerstört. Besonders stark betroffen sind die Regionen Maule, Bío Bío und einige Teile von La Araucanía. Hier rief die Präsidentin des Landes Michelle Bachelet einen 30-tägigen Katastrophenzustand aus. In dieser Zeitspanne wird mit weiteren Nachbeben gerechnet.
Plünderungen und 20 Tote durch Schießereien
In vielen Städten eskalierte die Lage nach dem Beben und geriet durch Plünderungen außer Kontrolle. So gab es in Concepción, der Hauptstadt von Bío Bío eine Schießerei vor einem Kaufhaus. Es war geöffnet worden, um den Bürgern freien Zugang zu Nahrungsmitteln zu gewährleisten. Nachdem jedoch auch wertvollere Gegenstände entwendet wurden, fielen Schüsse und 20 Menschen kamen ums Leben. Die Straßen werden nun von Polizeistreifen bewacht. Für die Zeit von 21 Uhr bis 6 Uhr wurde eine Ausgangssperre verhängt – wer dies nicht respektiert, wird festgenommen. Viele Organisationen planen bereits Demonstrationen gegen die Freiheitseinschränkung.
Aufruf zur Solidarität
Der Vorsitzende der chilenischen Bischofskonferenz Msgr. Alejandro Goic rief alle Diözesen zu einer Solidaritätsaktion auf. „Wir trauern um unsere Brüder und Schwestern, die bei diesem Erdbeben ums Leben gekommen sind. Wir versichern den Hinterbliebenen unsere Nähe und sind auch jenen nahe, die durch diese Katastrophe all ihr Hab und Gut verloren haben. Mit der Kraft der Frohen Botschaft können wir Gläubige in diesen Augenblicken der Angst, des Schmerzes und der Katastrophe diesen Mitmenschen Hoffnung schenken.“
Text: hl