Aufrufe zu Supermarkt-Boykott nach Tod eines schwarzen Kunden
Nach dem Tod eines schwarzen Kunden in einem Supermarkt in Rio de Janeiro rufen Nichtregierungsorganisationen laut Medienberichten vom Sonntag zu landesweiten Boykott-Aktionen auf. Am Donnerstag hatte ein Wachmann des Supermarkts "Extra" einen offensichtlich geistig verwirrten 19-Jährigen zu Tode gewürgt. Der Fall erinnert offenbar viele Brasilianer an den Tod des 43-jährigen Eric Garner in den USA. Der asthmakranke Schwarze starb 2014 in New York, als mehrere Polizisten sich auf ihn legten, um ihm Handschellen anzulegen. Der Tod Garners hatte damals zu Unruhen in den Vereinigten Staaten geführt.
Brasiliens Soziale Netzwerke wurden am Wochenende von Protesten mit den Hashtags #ExtraAssassino (Mörder des Supermarkts Extra) und "VidasNegraImportam", der portugiesischen Version des US-amerikanischen "Black Lives Matter" ("Schwarze Leben zählen") bestimmt. Nutzer riefen dazu auf, auf Einkäufe in den Märkten der Extra-Gruppe zu verzichten. Diese gehören zur französischen Groupe Casino. Auch Videos des Vorfalls verbreiteten sich am Wochenende im Internet. Auf einem ist zu sehen, wie der 19-Jährige auf den Wachmann zugeht und mit ihm diskutiert. Ein zweites Video zeigt, wie der Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes rund eine Minute lang auf dem regungslosen Mann liegt und ihn im Schwitzkasten hält. Passanten rufen, dass der junge Mann ohnmächtig sei und sich lila verfärbe. Kurz darauf erlitt der Mann drei Herzinfarkte und starb im Krankenhaus.
Der 32-jährige Wachmann gab an, der 19-Jährige habe versucht, ihm seine Waffe zu entwenden. Laut einem Polizeisprecher handelte der Mann, der bei einem privaten Sicherheitsunternehmen angestellt ist, in Selbstverteidigung, wandte dabei jedoch "übermäßig viel Gewalt" an. Augenzeugen, darunter die Mutter des jungen Mannes, bestreiten, dass dieser die Waffe der Sicherheitskräft entwendet habe. Ihr Sohn habe Drogenprobleme und leide an geistiger Verwirrung. (KNA)