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Mexiko |

Auf der Suche nach ihren Kindern

Hajer Ayachi aus Tunesien trägt auf ihrem Handy die Bilder ihres verstorbenen Mannes und ihrer beiden im Mittelmeer vermissten Kinder mit sich. (Foto: DW/M. Vázquez Ruiz)
Hajer Ayachi aus Tunesien trägt auf ihrem Handy die Bilder ihres verstorbenen Mannes und ihrer beiden im Mittelmeer vermissten Kinder mit sich. (Foto: DW/M. Vázquez Ruiz)

"Geeinte Mütter können nie besiegt werden!" Unter diesem Leitspruch trafen sich am vergangenen Wochenende Frauen zum ersten Weltgipfel der Mütter von Verschwundenen in Mexiko-Stadt. Sie reisten an aus Senegal, Tunesien, Algerien, Nicaragua, Honduras, Guatemala, Mauretanien, Marokko, El Salvador und Italien. Es sind Mütter, die sich die Bilder ihrer verschwundenen Kinder an ihre Kleider heften oder an die Rückseite ihrer Mobiltelefone. Es sind verzweifelte Frauen, die jeden Stein umdrehen auf der Suche nach ihren Angehörigen.

 

70.000 Migranten sind laut Schätzungen von Menschenrechtsaktivisten in den vergangenen 12 Jahren allein in Mexiko verschwunden. Im Mittelmeerraum verschwinden laut Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) pro Jahr zwischen 4000 und 5000 Menschen. Mexiko und das Mittelmeer sind mit diesen Zahlen die weltweit größten Migrantenfriedhöfe. "Wir haben genug von Politikern, die kein Herz haben. In diesem Augenblick sterben Menschen im Mittelmeer", sagt Fatma Kasraoui, Präsidentin der Organisation "Mütter der Verschwundenen" in Tunesien. Ihre Teilnahme am Gipfel stand lange auf der Kippe, da sie und weitere acht Tunesierinnen viele Einreisehürden überwinden mussten.

 

Fatma reiste mit ihrer besten Freundin Hajer Atachi nach Mexiko. Beide verloren ihre Kinder irgendwo im Mittelmeerraum. "Sie wollten eigentlich mit dem Flugzeug ausreisen, bekamen aber kein Visum. Im März 2011 versuchten sie auf dem Seeweg Italien zu erreichen". Seitdem haben die beiden Frauen nichts mehr von ihnen gehört. Fatma trägt überall ein eingerahmtes Bild ihres Sohnes mit sich. Hayer hat die Bilder ihrer beiden vermissten Söhne auf die Rückseite ihres Mobiltelefons geklebt. Letztes Jahr starb ihr Ehemann. Auch sein Bild hat sie an das Telefon geklebt.

 

Ein Beutel Asche

 

Sara Meléndez aus Honduras kann eine ermutigende Geschichte erzählen. Nach 13 Jahren konnte sie kürzlich wieder ihren Sohn Freddy in die Arme schließen. Sara ist eine von 300 Frauen, die es geschafft haben, ihre vermissten Angehörigen wiederzufinden. Sie ist Teil einer Gruppe von mittelamerikanischen Müttern aus Nicaragua, Honduras, El Salvador und Guatemala, die über die Migrantenroute nach Mexiko gereist ist, um sich mit den afrikanischen Frauen zu treffen. An jeder Unterkunft und jedem Sammelpunkt für Migranten wiederholen sie die immer gleichen Fragen: Hast du meinen Sohn gesehen? Hast du meinen Bruder gesehen? Die Suche endet auch nicht, wenn sie nach Hause zurückkehren. Andere Mütter von Verschwundenen in Mexiko setzen die Suche fort nach der Devise: "Meine Kinder sind deine Kinder - so wie deine Kinder auch meine sind."

 

"Uns eint die Liebe und der Schmerz, den wir haben", sagt Ana Enamorado, die Teil der Organisationskomitees des Treffens in Mexiko-Stadt ist. Vor vielen Jahren reiste Enamorado von San Pedro Sula in Honduras nach Mexiko auf der Suche nach ihrem Sohn, der 2010 verschwand. Die Regierung übergab ihr einen Beutel mit Asche und sagte ihr, dass es sich um die Überreste ihres Sohnes handle. Da beschloss sie, selbst Nachforschungen anzustellen. Seitdem hilft sie auch anderen Frauen auf ihrer schmerzvollen Suche.

 

Kampf der Mütter an mehreren Fronten

 

"Die Menschen kommen sogar aus Italien nach Mexiko, um unsere Logistik zu studieren. Zwei Jahre lang haben sie uns auf unseren Suchkarawanen nach Mexiko begleitet, um zu erfahren, wie wir das organisieren", erzählt Ana Enamorado. Da viele afrikanische Frauen nicht in der Lage sind nach Europa zu gelangen, um nach ihren Angehörigen zu suchen, reisen Aktivisten an ihrer Stelle die Migrationsrouten für sie ab.

"Die Menschen verlassen ihre Heimat wegen der strukturellen Gewalt und Megaprojekten, die uns verdrängen", sagt Katalina Gómez, eine guatemaltekische Mutter. Sie erklärt, dass sie nicht nur die Trauer bewältigen muss, sondern auch den Machismo daheim. "Für die Männer in unseren Gemeinschaften ist unser Platz im Haus. Ich aber sehne mich danach, nach Mexiko zu reisen, um unseren Sohn zu suchen."

Autorin: Mónica Vázquez Ruiz, Quelle: Deutsche Welle

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