Argentinien: NGO klagt Teilhabe an Digitalisierung für Armenviertel ein
In Argentinien will eine Nichtregierungsorganisation Internetzugang und Computer für Schülerinnen und Schüler aus Armenvierteln in Buenos Aires einklagen, damit diese während der Corona-Ausgangssperre auch am Online-Unterricht teilnehmen können.
Weil Schulkinder in den Armenvierteln von Buenos Aires keinen Zugang zu Online-Lernangeboten haben, ist eine Nichtregierungsorganisation jetzt vor Gericht gezogen. Die Verwaltung der Hauptstadt müsse in der ganzen Stadt Internetzugang gewährleisten und in benachteiligten Vierteln Computer für Schülerinnen und Schüler verteilen, berichtet die Tageszeitung "Página 12" in ihrer Montagsausgabe, 8. Juni 2020 von der Forderung der NGO "Bürgervereinigung für Gleichheit und Gerechtigkeit" (ACIJ).
Die Corona-Pandemie, die verpflichtende Heim-Quarantäne mit Schulschließungen und Online-Unterricht habe die "Situation sozialer Ungleichheit von rund 300.000 Menschen in den Armenvierteln und Siedlungen von Buenos Aires erneut unter Beweis gestellt", zitiert das Blatt aus einem ACIJ-Schreiben zur Klageeinreichung. Sowohl der Internetzugang wie die Ausstattung mit Lerncomputern sei besonders in den armen Vierteln der 2,9-Millionen-Einwohnerstadt "defizitär".
Einer Umfrage des Dachverbandes für Sekundarschulen zufolge, hätten 75 Prozent der befragten Schülerinnen und Schülern in der Corona-Quarantäne keinen Unterricht per Videokonferenz erhalten. Nur 33 Prozent hätte online regelmäßigen Kontakt zu ihren Lehrerinnen und Lehrern gehabt. Ebenfalls jedes dritte Kind sei nicht in der Lage gewesen, seine Hausaufgaben für die Schule ins Internet hochzuladen. Weil die Erhebung in Mittelschicht-Vierteln durchgeführt wurde, wird die Zahl von Schülerinnen und Schülern ohne Online-Unterricht in Armenvierteln deutlich höher geschätzt. (bb)