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Nicaragua |

Arbeit von NGOs vor dem Aus

 

In Nicaragua geht Präsident Daniel Ortega hart gegen NGOs im eigenen Land vor. Auch von der EU unterstützte Initiativen zur regionalen Entwicklung geraten dabei ins Visier.

Nicaragua, Krise, NGO

Haydeé Castillo und ihre Familie (Foto: DW/G. Selser)

Haydeé Castillo (Foto) ist 57 Jahre alt und hat drei Kinder, die in den Bergen im Norden Nicaraguas geboren wurden, einem Gebiet mit kühlem Klima und üppigen Kaffeeplantagen. Hier fanden auch die blutigsten Kämpfe des Bürgerkriegs in den 1980er Jahren statt. Vor zehn Jahren gründete Castillo das "Instituto de Liderazgo de Las Segovias" (ILSS), eine NGO, die sich für die Rechte indigener Gemeinschaften und Frauen einsetzt. Aber die Arbeit von Haydeé Castillo und von acht weiteren NGOs stehen jetzt vor dem Aus. Die Regierung von Präsident Daniel Ortega hat sie verboten - weil sie angeblich die Proteste unterstützt hätten, die vor acht Monaten im Land ausbrachen und damit Terrorismus und die Destabilisierung des Landes fördern würden.

Die ILSS hat ihren Sitz in Ocatal, der Hauptstadt des Verwaltungsbezirks Nueva Segovia, etwa 230 Kilometer von der Landeshauptstadt Managua entfernt. Die NGO wurde jahrelang von europäischen Regierungen und Institutionen gefördert und hatte sich zu einer wichtigen Anlaufstelle für die Weiterbildung von Jugendlichen, Bauern, der indigenen Bevölkerung, Frauen sowie für Aktivisten der Umweltbewegung entwickelt. "Wir haben dieses Bildungszentrum 2008 gegründet, mit dem Ziel, es zu einer anerkannten Universität in Las Segovias weiterzuentwickeln. Alles war vorbereitet, aber die Regierung hat uns nie autorisiert, dem Hochschulrat (CNU) beizutreten, dem Organ, das die Hochschulausbildung im Land regelt", sagt Castillo im Gespräch mit der DW.

Unterstützung von der EU

Castillo ist ausgebildete Sozialwissenschaftlerin mit einem Master-Abschluss in zentralamerikanischen Integrationsstudien. Ihre Erfahrung in den Bereichen Risiko- und Projektmanagement sowie Lebensmittelsicherheit ermöglichen es ihr, Projekte zu fördern, die sich positiv auf die Entwicklung der Region auswirken. In den letzten Jahren hat das ILSS Weiterbildungsstipendien an Hunderte von Landwirten vergeben. Tausende von Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, bekamen eine psychologische Beratung. Viele von ihnen wurden dadurch in die Läge versetzt, eigene Kleinbetriebe zu gründen.

"Sie sind jetzt gegen unsere Initiative vorgegangen, weil wir das Selbstbewusstsein der hiesigen Menschen und ihre Identität als Indigene, als Bauen, als Frauen und Jugendliche in Las Segovias gestärkt haben, einem Gebiet das von der Zentralregierung vergessen wurde", sagt Haydeé Castillo. Die Regierung beschuldigt Castillo, an einer "Verschwörung"zum Sturz von Ortega teilgenommen zu haben. Am 14. Oktober wurde die Aktivistin am Flughafen von Managua verhaftet, als sie zu einer Menschenrechtskonferenz in Spanien reisen wollte. Die Behörden warnten sie, dass sie Reisebeschränkungen unterliege, da auf der Grundlage "schwerer Verbrechen" gegen sie ermittelt würde.

Unter Generalverdacht

"Mein Land ist jetzt mein Gefängnis", sagt die Leiterin des ILSS und erzählt, dass mittlerweile auch ihre Familienangehörige bedroht werden. An die Wände ihres Hauses in Ocotal haben Unbekannte in schwarzer Farbe die Worte "Tod" und "Blei" geschmiert. Seit dem Verbot des ILSS und acht weiterer NGOs sind die ILSS-Einrichtungen von Polizeibeamten und Paramilitärs besetzt. Die Europäische Union hat den Entzug der Arbeitsgrundlage der NGOs scharf kritisiert. In einer Erklärung wurden die Maßnahmen als "weiterer Schritt gegen die Rechtsstaatlichkeit, Bürgerrechte und Menschenrechte" in Nicaragua verurteilt.

Die Krise in Nicaragua begann mit einem Studentenprotest am 18. April. Laut der interamerikanischen Kommission für Menschenrechte (CIDH) sind seither 325 Menschen gestorben, darunter 29 Kinde. 3000 Menschen wurden verletzt, vor allem von der Polizei und paramilitärischen Einheiten.

Autorin: Gabriela Selser, Deutsche Welle

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