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Amazonas-Synode ringt lange um strittige Punkte

Seit drei Wochen debattieren in Rom rund 200 Bischöfe und Ordensleute sowie Ureinwohner und Umwelt-Aktivisten über neue Wege der Kirche am Amazonas. Bis zuletzt ist vieles umstritten.

Rom Amazonas-Synode Adveniat

Pater Michael Heinz, Hauptgeschäftsführer des Lateinamerika-Hilfswerks Adveniat, meldet sich während der Synode zu Wort. Foto: APSA-Servizio Fotografico

Bischof Erwin Kräutler ist in diesen Tagen eine Schlüsselfigur der Amazonas-Synode in Rom. Er predigt seit Jahrzehnten, dass die Kirche die Indigenen und das Amazonasgebiet nicht nur gegen Goldsucher und internationale Konzerne verteidigen müsse, sondern dass sie auch von ihnen lernen könne. Das viel diskutierte Gemisch von "amazonischem" und katholischem Denken und Beten hat der aus Österreich stammende Träger des Alternativen Nobelpreises schon lange gefordert und gefördert. Bei ihm fließen ökologische Politik und Theologie, Respekt für die anderen Geschöpfe und naturreligiöses Denken auf neue Weise ineinander. Katholische Traditionalisten sehen das als Gefahr für den reinen Glauben, andere halten es für die Zukunftsoption der Kirche im Zeitalter der globalen ökologischen Krise.

Kräutler (80) hat mehr als drei Jahrzehnte die riesige Urwald-Prälatur Xingu geleitet. Als Vizepräsident des internationalen Amazonas-Netzwerkes "Repam" hatte er seit 2015 entscheidenden Einfluss auf die Vorbereitung der Synode, die an diesem Wochenende zu Ende geht. Als Kräutler sich wenige Tage vor Abschluss der Versammlung kritisch über die vorläufigen Inhalte des geplanten Schluss-Dokuments äußerte, war das ein Alarmsignal. Denn Kräutlers Stimme hat auch deshalb Gewicht, weil er zu den von Papst Franziskus geschätzten Ko-Autoren der Umwelt-Enzyklika "Laudato si" zählt.

Mehrere hundert Änderungsvorschläge

Mit seiner Kritik bezog sich Kräutler auf einen 36 Seiten umfassenden Text, den der brasilianische Kardinal Claudio Hummes der Generalversammlung zu Beginn der letzten Synodenwoche vorstellte. Dieses Papier enthielt, so mutmaßten die Kritiker, zu viele von der vatikanischen Kurie vorgefertigte Passagen. "Der Text spiegelte bei weitem nicht das wider, was wir diskutiert haben", merkten Teilnehmer empört an. Für kurze Zeit stand die Drohung im Raum, die Synodenversammlung könnte die Abstimmung über das Papier aus Protest verweigern, doch dann setzte sich der Vorschlag durch, es mit Korrekturen und Ergänzungen zu versuchen. Mehrere hundert Änderungsvorschläge gingen ein. Aus dem Potpourri der Themen ragen drei besonders heraus.

Auf dem Gebiet der Ökologie gab es zwar Konsens bei der Forderung nach einer aktiveren Rolle der Kirche, doch war umstritten, wie politisch sie sein solle - etwa bei Aktionen gegen demokratisch gewählte Regierungen. Ein weiteres Thema war die Rolle der Frau in der Kirche - und insbesondere die Frage, wie neue weibliche "Dienstämter" aussehen könnten. Von einem stärkeren Mitspracherecht in der Gemeindeleitung über ein Diakoninnenamt bis hin zu ordinierten weiblichen Gemeindeleiterinnen reicht der Bogen dessen, was diskutiert wurde.

Eigene liturgische Ausdrucksformen für den Amazonas

Daneben kam die Idee eines "amazonisch-katholischen Ritus" zur Sprache. Unklar war, ob dieser Vorschlag über die Anerkennung besonderer ritueller Ausdrucksformen hinaus auch kirchenrechtliche Konsequenzen haben sollte: Etwa indem ein eigener "Ritus" anlog zu dem der Ukrainer, Maroniten und anderer Regionalkirchen geschaffen würde. Deren Bischöfe pflegen nicht nur eigene liturgische Traditionen, sie dürfen auch eine gewisse kirchenrechtliche Eigenständigkeit beanspruchen.
Würde dieser Vorschlag sich für Amazonien durchsetzen, könnte er ein Startsignal für eine weitere Dezentralisierung der katholischen Weltkirche werden. Das jetzt noch lockere Amazonas-Netz "Repam" könnte der Ausgangspunkt für eine solche neue Regionalkirche mit besonderem Ritus und eigener Kirchendisziplin werden. Angesichts der vielen unterschiedlichen Ethnien und Sprachen im Amazonas-Gebiet würde die praktische Durchführung allerdings rasch an Grenzen stoßen.

Weniger spektakulär und fast schon konsensfähig war der Vorschlag, die Möglichkeit der Priesterweihe verheirateter Männer ("viri probati") zur Abstimmung zu stellen. Dem Vernehmen nach sprach sich eine deutliche Mehrheit von Rednern für dieses Modell aus.

Zweidrittelmehrheit muss zustimmen

Im Vatikan und bei den vor allem aus Lateinamerika, USA und Europa angereisten Journalisten, die das Ereignis verfolgen und doch nur wenig Konkretes aus der Synodenaula erfahren, stieg vor der Schlussabstimmung am Samstagnachmittag die Spannung. In einem mehrtägigen Redaktionsmarathon arbeitete am Schluss ein Redaktionsteam unter Führung von Kardinal Hummes fieberhaft an einem Text, dessen einzelne Abschnitte am Samstag zur Abstimmung kommen sollen. Absätze, die eine Zweidrittelmehrheit finden, gelten als angenommen. Nur sie gehen als Votum der Synode an den Papst, und der kann sie sich später in einem päpstlichen Lehrschreiben zu eigen machen.

Quelle: KNA, Autor: Ludwig Ring-Eiffel

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