Adoptions-Show sorgt für Empörung
Eine umstrittene Präsentation von zur Adoption stehenden Kindern hat in Brasilien für Aufregung gesorgt. Wie brasilianische Medien am Freitag, 24. Mai 2019, berichteten, hatte in dieser Woche ein Einkaufszentrum im westbrasilianischen Cuiaba unter dem Motto "Adoption auf dem Laufsteg" Kinder im Alter von 4 bis 17 Jahren wie bei einer Modenschau vorgeführt. Internet-User und Vertreter von Menschenrechtsorganisationen verglichen die Show mit einem Vieh- oder gar Sklavenmarkt.
Für die Aktion seien 20 Kinder aus Heimen in den Städten Cuiaba und Varzea Grande ausgesucht worden. Man habe sie mit neuen Kleidern ausgestattet und ihnen einen "Tag im Beauty-Salon" geschenkt, um sich zu schminken und die Haare herzurichten, so die Berichte. Die älteren Kinder ab 12 Jahren wurden dann wie Models über einen Laufsteg geschickt. Internet-User hatten sich über die Aktion empört. "Kinder sind keine Ware", war in Foren zu lesen. Auch Vergleiche zu den in Brasiliens Geschichte üblichen Sklavenmärkten wurden gezogen. Dort wurden Sklaven wie Vieh präsentiert und verkauft. Erst 1888 war die Sklaverei in Brasilien abgeschafft worden.
"Kinder sind keine Ware"
Auch Politiker zeigten sich entsetzt. "Das sind Menschen, die bereits aufgrund ihrer Lebensgeschichte verletzt und benachteiligt sind, und die lässt man dann um den Gewinn einer Adoption gegeneinander antreten, wobei es offensichtlich nach dem Äußeren geht", kritisierte der Präsident der Menschenrechtskommission des brasilianischen Abgeordnetenhauses, Helder Salomao. Er forderte die Organisatoren, darunter die lokale Anwaltskammer sowie Justizorgane in Cuiaba, auf, die Aktion zu erklären.
Ältere Kinder und Jugendliche sind in Brasilien schwer an neue Familien zu vermitteln. Laut offiziellen Statistiken von 2017 wollen 93 Prozent aller adoptionswilligen Familien Kinder im Alter von Null bis fünf Jahren annehmen. Allerdings entsprechen nur rund neun Prozent der zur Adoption bereit stehenden Kinder dieser Altersgruppe. Ziel der am Montag durchgeführten Aktion sei es gewesen, "auf die Kinder und Jugendlichen hinzuweisen, die zur Adoption bereitstehen", so die Vorsitzende der Kinder- und Jugendkommission der lokalen Anwaltskammer, Tatiane de Barros Ramalho. Keines der Kinder sei zur Teilnahme gezwungen worden.