Abgeordneter Jean Wyllys flieht wegen Diskriminierung
Während seiner Europa-Reise hat der brasilianische Kongressabgeordnete Jean Wyllys am Donnerstag, 24. Januar 2019, angekündigt, von seinem Amt zurückzutreten und sein Heimatland zu verlassen. Als Grund dafür gab der Politiker zunehmende Drohungen sowie Diskriminierung an. Wyllys ist einer der wenigen Abgeordneten des größten südamerikanischen Landes, der sich öffentlich zu seiner Homosexualität bekannt hat.
In einem Interview mit der Tageszeitung "Folha de Sao Paulo" berichtete er von zahlreichen Morddrohungen, die er auf unterschiedlichen Kanälen sozialer Medien erhalten habe. Bereits seit dem Mord an seiner Parteikollegin Marielle Franco im vergangenen März geht der 44-Jährige nur noch mit Bodyguards auf die Straße.
Verschärfung seit Bolsonaros Wahlkampf
Jean Wyllys zufolge habe die Bedrohung beträchtlich zugenommen, seit der inzwischen amtierende Präsident Jair Bolsonaro seinen Wahlkampf begonnen hat. Der konservative Politiker hat vor der Wahl mehrfach gegen Schwule und Lesben gehetzt und damit einen fruchtbaren Boden für öffentlich zur Schau gestellte Homophobie geschaffen. Darüber hinaus sagte Wyllys, dass sein Vertrauen in die amtierende Regierung maßgeblich gesunken sei seit er erfahren habe, dass zwei Verdächtige im Mordfall Marielle Franco Verbindungen zur Bolsonaro-Familie haben würden.
Er werde sich voraussichtlich vorerst in Europa niederlassen und versuchen, seinen Doktor zu erlangen. Für ihn sei dies jedoch kein Ende seines Kampfes für mehr Toleranz, nur würde er die Arena wechseln. „Bedrohtes Leben zu retten, ist auch eine Strategie für bessere Zeiten zu kämpfen“, verkündet er bei Twitter. (aj)
Preservar a vida ameaçada é também uma estratégia da luta por dias melhores. Fizemos muito pelo bem comum. E faremos muito mais quando chegar o novo tempo, não importa que façamos por outros meios! Obrigado a todas e todos vocês, de todo coração. Axé! ✊ https://t.co/Xy6SyDNXDypic.twitter.com/Tf6SGmZFHq
— Jean Wyllys (@jeanwyllys_real) 24. Januar 2019